Ein Blick hinter heilige
JERUSALEM. Die Heilige Stadt ist mehr als eine geschichtsträchtige Pilgerstätte. Die Veranstaltung Open House öffnet die Türen zu einer Welt voller kreativer Energie.
In Jerusalem lohnt es sich, nach dem ausgiebigen Besuch der Altstadt auch abseits der Touristenpfade auf Entdeckungstour zu gehen. Dafür empfiehlt sich die Architekturveranstaltung Open House Jerusalem (siehe Box), denn sie öffnet Tür und Tor zu den unterschiedlichsten Orten.
Die Stadt beschreibt man am treffendsten, indem man sie mit einem Palimpsest ver- gleicht – mit einer jener antiken Manuskriptrollen, die damals durch mehrmaliges Überschreiben der alten Texte neue Bedeutung erhielten. Denn das Junge und Neue fügt sich nicht nur rücksichtsvoll in ein historisch wertvolles Ganzes ein, sondern haucht der Stadt auch neues Leben ein.
So öffnet dem Besucher beispielsweise in Ein Kerem, einem Aussenbezirk Jerusalems, eine Künstlerfamilie die Tür zu ihrem Zuhause, das gleichzeitig eines der ältesten archäologischen Funde beherbergt. Eine Luke im Küchenboden führt direkt in die Ausgrabungsstätte eines 2000 Jahre alten Ritualbads, über das die Familie während Renovie- rungsarbeiten gestolpert ist.
Oder man besucht das Hansen House, das ab 1887 und noch bis vor kurzem für die Pflege von Leprakranken genutzt wurde. Seit 2013 wimmelt es im gut erhaltenen «Jesus Hilfe»-Haus jedoch von Multimedia- und Informatikstudenten, die den Ort für Events und Projekte nutzen.
Die Pillbox an der Tchernichovsky Street wurde sogar eigens für das Wochenende, an dem Open House 2016 durchgeführt wurde, zum Leben erweckt. Jahrzehntelang verschlossen, wurde das Vorhängeschloss des Militärbunkers aus der britischen Mandatszeit für den Event aufgebrochen und gewährte so Einblicke, die selbst Einheimischen noch bis vor kurzem verwehrt gewesen waren. Ein Künstler installierte im Innern eine Camera obscura. Diese soll die Sicht des Bunkers, der einst den Soldaten Schutz vor Angriffen bot, auf die Welt aufzeigen.