Grande: Ein Vorbild für viele junge Frauen
MANCHESTER. Sie ist eine tolle Sängerin. Trotzdem wird Ariana Grande von vielen nicht ernst genommen. Das ist ein Fehler.
Was am 22. Mai als Tragödie endete, war als fröhliches Fest geplant. Junge, mehrheitlich weibliche Fans freuten sich darauf, in Manchester ihr Idol Ariana Grande zu sehen und zu Songs wie «Side to Side» oder «Problem» mitzukreischen. 12-, 13- und 14-jährige Mädchen kamen aus ganz England, gingen vielleicht zum ersten Mal ohne Eltern an ein Konzert. Und vor allem wollten sie einfach mal sich selber sein, die Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden so mit sich bringt, für eine Weile vergessen. Niemand da, der wegen des kurzen Rocks eine blöde Bemerkung macht.
Grande ist mit 23 Jahren nicht viel älter als ihre Fans. 1,59 Meter gross nur, von zierlicher Statur. Kindlich, aber nicht kindisch. Weiblich, aber auch noch rebellisch. Diese Eigenschaften widerspiegeln sich in ihrer Musik: Die Texte sind mutig und frech, zugleich aber ausweichend und fragend. Arianas Botschaft: Auch sie hat nicht auf alles eine Antwort.
Tatsächlich kennt Grande, wie ihre Fans, das Gefühl, unterschätzt zu werden, nur zu gut. Ihre schrillen Outfits sind für einige Medien Grund genug, ihr jeden Respekt abzusprechen. Das britische Boulevardblatt «Daily Mail» ging sogar so weit, ihren extravaganten Kleidungsstil als einen der Gründe für das Attentat des Islamisten ins Feld zu führen, der 22 Menschen mit in den Tod riss.
Falsch gemacht hat die Sängerin freilich nichts. Grande besuchte Überlebende des Anschlags und sammelte am Benefizkonzert letzten Sonntag für die Opfer über drei Millionen Franken. Das dürfte eigentlich Beweis genug für ihre Wichtigkeit und Reife sein.