Nadal zweifelt täglich und hat die Nummer 1 im Visier
PARIS. Nach drei Jahren hat der Spanier sein Reich zurückerobert. Stürzt er Andy Murray bald vom Tennisthron?
Rafael Nadal nahm die Coupe des Mousquetaires, den traditionellen Pokal für den Männersieger, so zärtlich in die Arme wie ein Baby. Man hätte meinen können, er halte ihn zum ersten Mal. Dabei vollbrachte der 31-jährige Spanier seine persönliche Décima, den zehnten Titel in Roland Garros. Das hat vor ihm noch keiner geschafft.
Und doch musste Nadal für seine Verhältnisse lange auf diesen Moment warten. Drei Jahre ist es her, dass er letztmals eine Grand-Slam-Trophäe in Händen hielt. Nicht wenige glaubten in dieser von Knieund Handgelenkverletzungen geprägten Zeit nicht mehr an eine Rückkehr. «Auch ich hatte meine Zweifel», gibt Nadal zu. «Ich habe sie jeden Tag. Alles andere wäre arrogant, nicht?» Sie würden ihn dazu antreiben, immer weiter hart an sich zu arbeiten.
Nadal gab auf dem Weg zum Titel zum dritten Mal nach 2008 und 2010 keinen Satz ab. Er verlor lediglich 35 Games. Überlegener war einzig Björn Borg 1978 (32 Games). Der Mallorquiner tat sich denn auch schwer, einen heiklen Moment im diesjährigen Turnier zu identifizieren. Ob er so gut sei wie nie zuvor? «Ich habe in allen Matches sehr stark gespielt, aber ich hatte schon andere gute Turniere und Jahre», antwortete er.
Nadal erscheint heute erstmals seit Oktober 2014 wieder auf Platz 2 der Weltrangliste und kann nun den Thron von Andy Murray angreifen, der in den kommenden Monaten den Wimbledonsieg und viele weitere Punkte zu verteidigen hat. «Ich bin sicher in einer guten Position», sagt der Spanier.