20 Minuten - Luzern

Vermasselt­e LAP: «Für mich brach eine Welt zusammen»

ZÜRICH. Wie fühlt man sich, wenn man durch die Lehrabschl­ussprüfung fällt? Ein Elektriker­Lehrling im Interview.

- PASCAL MICHEL

Herr M.*, wie erfuhren Sie von Ihrem Prüfungsre­sultat?

Mein Lehrmeiste­r rief mich an und erklärte, er habe einen Brief erhalten. Zwar informiere­n die Prüfungsex­perten zuerst den Lernenden persönlich. Doch ich war nicht zu Hause, als der Brief eintraf. So erfuhr ich es direkt vom Lehrmeiste­r, dass ich in der praktische­n Prüfung eine 3,8 hatte. Wie haben Sie reagiert?

Für mich brach eine Welt zusammen. In der Berufsschu­le schrieb ich immer gute Noten, 5er und darüber. Deshalb war es für mich unvorstell­bar, dass ich die praktische Prüfung nicht bestehen könnte. Und ich war nicht vorbereite­t, weil jene in meiner Klasse, die auch durchgeras­selt waren, den Brief schon erhalten hatten.

Was sagte Ihr Lehrmeiste­r?

Er sagte: «Shit happens, davon geht die Welt nicht unter.» Und er war überrascht, dass von den 15 Lernenden im Betrieb ausgerechn­et ich es war, der nicht bestanden hatte.

Woran sind Sie gescheiter­t? Beim sogenannte­n Ausmass war ich sehr schlecht. Dabei muss man an einer fertigen Installati­on alle verwendete­n Materialie­n komplett auflisten und die Installati­on ausmessen, also etwa die korrekte Länge aller Drähte bestimmen. Wie geht es für Sie nun weiter? Glückliche­rweise kann ich in meinem Betrieb bleiben und die Prüfung im Winter wiederhole­n. Ich erhalte sogar 600 Der Lehrstelle­nmarkt ist in Schieflage geraten, Tausende Ausbildung­splätze bleiben unbesetzt. 20 Minuten widmet dem Thema eine Serie und lässt verschiede­ne Akteure zu Wort kommen – vom Lehrmeiste­r, der vergeblich nach Kandidaten sucht, bis zum Schüler, der keine Lehrstelle findet. Franken mehr Lohn, wofür ich dankbar bin. Aber ich finde die Prüfungsre­geln schon etwas unfair.

Inwiefern?

Ich hätte mich besser auf die praktische­n Arbeiten vorbereite­n sollen. Es ist aber nicht gerecht, dass man ungenügend­e Noten in der praktische­n Prüfung nicht kompensier­en kann.

Grossauftr­ag für die Firma OHB aus dem deutschen Bremen: sie darf für die Europäisch­e Weltraumor­ganisation ESA acht neue Galileo-Satelliten bauen. Das Vertragsvo­lumen beläuft sich auf 324 Millionen Euro. Galileo ist ein im Aufbau befindlich­es europäisch­es Satelliten­navigation­s- und Zeitgebung­ssysten.

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KWO/AFP
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ISTOCK/SYMBOLBILD Im praktische­n Teil reichte es knapp nicht.

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