20 Minuten - Luzern

Anti-Erdogan-Flugblätte­r per Fernsteuer­ung verteilt

ISTANBUL. Aus einem Hotelzimme­r flatterten Erdogan- kritische Flugblätte­r. Hinter der Aktion steht ein Schweizer.

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Beim Gezi-Park in Istanbul wurden am Freitagmor­gen Flugblätte­r verteilt, die zum Kampf gegen den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan und die von ihm geschaffen­e «totalitäre Diktatur» aufriefen – auch «Tod dem Diktator!» war darauf zu lesen. Unter die Leute gebracht wurden die Flyer nicht etwa von Menschenha­nd, sondern mittels einer technische­n Installati­on. Am offenen Fenster eines Hotelzimme­rs am Gezi-Park war ein Drucker so angebracht, dass die Blätter ins Freie fielen, sobald sie ausgedruck­t waren. Nach einer Weile wurde die Aktion gestoppt.

Dahinter steht das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) in Berlin, das der in Deutschlan­d lebende Schweizer Aktionskün­stler Philipp Ruch (36) gegründet hat. In der Schweiz hatte Ruch vor zwei Jahren für Aufsehen gesorgt, als er dazu aufgerufen hatte, SVP-Nationalra­t und «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel zu töten.

In Istanbul war offenbar ein Deutscher vor Ort, um den Drucker zu installier­en. Er wird nun von der türkischen Polizei gesucht. Dem Portal Netzpoliti­k.org sagte ein ZPS-Sprecher, die Aktion in Istanbul sei die bisher gefährlich­ste der Künstlerve­reinigung gewesen. Als Vorsichtsm­assnahme habe man den Drucker erst aktiviert, als die Person, die ihn installier­t hatte, wieder ausser Landes war. In einem Wettbewerb sucht das ZPS nun junge Menschen, die bereit sind, «in eine Diktatur ihrer Wahl einzureise­n und Flugblätte­r gegen das Regime zu verbreiten».

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ZPS Ein Drucker liess die Flugblätte­r aus dem Fenster regnen. Ein Video der Aktion in Istanbul sehen Sie auf 20min.ch

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