Die EU trauert um Kohl – und beschwört ihre eigene Einheit
STRASSBURG. Aus aller Welt kamen am Samstag Spitzenpolitker, um sich von Ex- Kanzler Helmut Kohl zu verabschieden.
Beim Trauerakt für den früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl dominierten am Samstag in Strassburg staatstragende Worte: «Helmut Kohl war ein deutscher Patriot, aber auch ein europäischer Patriot», sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker im EU-Parlament. EU-Ratspräsident Donald Tusk aus Polen beschwor europäische Werte: «Ein Ja für die Union, ein Ja für die Freiheit, ein Ja für die Menschenrechte.»
Bill Clinton erinnerte in sei- ner Rede an Kohls Schwäche für Essen: «Er hat mich dazu bewogen, Dinge zu essen, die ich nicht essen wollte», erinnerte sich der Ex-US-Präsident und fügte an: «Ich habe ihn geliebt.» Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel dankte dem Verstorbenen für die Chancen, die er ihr gegeben habe. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew würdigten Kohl.
Auf Wunsch der Witwe Maike Richter-Kohl gab es keinen deutschen Staatsakt. Nach der Zeremonie in Strassburg wurde der Sarg per Helikopter in Kohls Heimatstadt Ludwigshafen zurückgebracht. Danach wurde der Sarg per Passagierschiff auf dem Rhein nach Speyer gebracht, wo am Abend die Totenmesse abgehalten wurde. Kohls Söhne nahmen an den Feierlichkeiten nicht teil. Der ältere Sohn Walter hatte sich für einen Staatsakt am Brandenburger Tor in Berlin ausgesprochen und wollte, dass Kohl im Familiengrab in Ludwigshafen bestattet wird. Stattdessen findet Kohl auf dem Stadtfriedhof in Speyer seine letzte Ruhe.