Haftbedingungen von Carlos waren «erniedrigend»
ZÜRICH. Carlos wurde in der Haft erniedrigt. Dies war jedoch keine böse Absicht, sondern eine Folge der Überforderung des Personals.
Laut seinem Anwalt hat Carlos während seiner Haft im Gefängnis Pfäffikon ZH unter entwürdigenden Bedingungen gelitten. Diesen Vorwurf hat der Kanton Zürich vom pensionierten Staatsanwalt Ulrich Weder untersuchen lassen. Gestern präsentierte Weder seine Ergebnisse: Die Haftbedingungen seien tatsächlich «erniedrigend und diskriminierend» gewesen. Carlos habe ohne Matratze auf dem Boden schlafen müssen. Längere Zeit sei er nur mit einem Poncho bekleidet gewesen – ohne Unterwäsche. Permanent habe er Fussfesseln tragen müssen und nicht duschen können. Das Gefängnispersonal habe aber nicht die Absicht gehabt, Carlos zu erniedrigen, so Weder. Es sei im Umgang mit dem «querulierenden, renitenten und aggressiven Häftling» überfordert gewesen. Carlos habe Todesdrohungen und üble Beschimpfungen ausgestossen, WC und Lüftungsgitter verstopft. Um seine Zelle zu öffnen, mussten die Aufseher jedes Mal die Polizei hinzuziehen.
Die Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) sagt: «Es wurden Fehler gemacht, und zwar auf allen Stufen.» Der Fall hat personelle Konsequenzen: Der Leiter des Gefängnisses Pfäffikon, der erst kurz im Amt war, wird ersetzt. Er war mit der Situation überfordert und konnte die Mitarbeiter nicht genügend unterstützen. Fehr will nun dafür sorgen, dass man auch baulich für Extremfälle wie Carlos gerüstet ist: Es brauche Sicherheitszellen, die nicht verwüstet werden könnten.
Ärger machte Carlos erst letzte Woche wieder: Er griff in der Strafanstalt Pöschwies sieben Aufseher an. Einer musste danach ins Spital. Carlos wurde nach dem Vorfall in eine psychiatrische Klinik verlegt.