Netflix schockiert Kritiker mit Film über Magersucht
ZÜRICH. Nach dem Teenager- Suizid in «13 Reasons Why» zeigt Netflix nun einen Film über Magersucht. Dahinter steckt Kalkül.
Eines kann man Netflix nicht vorwerfen: Mutlosigkeit. Und das zahlt sich aus. Mit «13 Reasons Why» generierte der Streamingdienst im März einen Riesenhype. Thema der Serie war der Selbstmord der 16-jährigen Hannah. Experten fürchteten Nachahmungseffekte und Netflix musste daraufhin sogar Warnhinweise platzieren. Jetzt lässt Netflix den nächsten Aufreger folgen: Die Eigenproduktion «To the Bone» glorifiziere Essstörungen, heisst es. Der Trailer zeigt Lily Collins’ hervorstehende Knochen in Nahaufnahme. Zusätzlich problematisch: Collins litt früher selbst an Magersucht. Für die Rolle der Ellen musste sie erneut hungern. Das ist nicht unproblematisch – die Rückfallquote ist hoch.
Schon Tage vor dem Release ist die Debatte um «To the Bone» entfacht. Kritiker fordern, dass Netflix Warnhinweise auf- schalten soll. Das Unternehmen äusserte sich bislang nicht dazu. Dass Netflix in seinen jüngsten Produktionen vermehrt auf brisante Themen setzt, ist natürlich kein Zufall, sondern Kalkül. Mit Themen wie Suizid, Vergewaltigung oder jetzt eben Magersucht schlage der Streamingdienst gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe, sagt der PR-Profi Ferris Bühler. «Die Debatte im Vorfeld generiert Streams in Rekordhöhe und damit neue Abonnenten», sagt er zu 20 Minuten. Netflix diversifiziere erfolgreich sein Angebot. «Und Diskussionen über Verbote oder mögliche Warnhinweise macht die Produktion zusätzlich zu einem ‹Must-see›.»