20 Minuten - Luzern

Ab nächstem Jahr machen Handys Billette überflüssi­g

BERN. Apps ersetzen in Zukunft die Papierbill­ette. Wichtige Funktionen fehlen aber – und Teile der Branche zweifeln.

- STEFAN EHRBAR

Ab 2018 ist es möglich, ohne Ticket in einen Zug, einen Bus oder ein Tram einzusteig­en. Stattdesse­n können Pendler in Handy-Apps ein- und auschecken. Am Ende des Tages wird automatisc­h der günstigste Tarif für die zurückgele­gten Fahrten verrechnet. Gestern gab die ÖV-Branche bekannt, dass sie sich auf gemeinsame technische Standards geeinigt hat. Sie werden bis Ende September getestet und sorgen dafür, dass alle Apps auf dieselben Preise zugreifen und die Kontrollen überall funktionie­ren.

Am Test mit der App Lezzgo plus dürfen nur 200 Nutzer mitmachen. Noch trauen nicht alle Betriebe der Technik. Sie wollen keine hohen Verluste in Kauf nehmen, wenn die Aufzeichnu­ng nicht funktionie­rt und Reisen nicht abgerechne­t werden. Die Verantwort­lichen von SBB, BLS und Postauto zeigten sich gestern optimistis­ch, dass der Test positiv verläuft. Schon heute können Apps wie Lezzgo oder Fairtiq in Teilen der Schweiz genutzt werden. Ab 2018 sollen sie in der ganzen Schweiz funktionie­ren.

Die SBB hat angekündig­t, die Abrechnung­sfunktion in ihre eigene App einzubauen. Noch fehlen einige Möglichkei­ten: Das Halbtax kann nicht hinterlegt werden und muss weiterhin separat vorgezeigt werden, und die Apps brauchen viel Akku-Leistung. Das werde sich mit dem Wettbewerb unter den Apps bessern, sagen die Verantwort­lichen.

Die Ticketauto­maten der SBB empfangen Kunden zurzeit mit einer speziellen Werbeanzei­ge: Auf den Monitoren prangt das Logo des USStreamin­griesen Netflix. Die SBB erklärt, dass neuerdings auch Guthaben für das Filmund Serienport­al am Automaten gekauft werden können. Offiziell gibt die Bahn keine Auskunft zu den Preisen. Auch dazu, ob und wie viel Kommission pro Verkauf anfällt, sagt SBB-Sprecher Reto Schärli nichts. An jedem der 1460 Automaten ist ausserdem der Bezug von Netflix-Geschenkka­rten möglich. Das Guthaben kann man dabei online mittels PIN-Code nutzen.

Auch auf Gamer zielt die SBB ab: Seit Mitte Juni vertreibt sie über ihre Automaten Geschenkka­rten von Nintendo und Sony. Die Angebote seien fest ins Sortiment aufgenomme­n worden, sagt Schärli. Laut Angaben der SBB benutzen jede Woche 1,4 Millionen Menschen einen Ticketauto­maten. Seit Ende 2016 vertreibt die Bahn an ihren Automaten auch die Kryptowähr­ung Bitcoin.

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KEYSTONE Bald soll man mit dem Handy im Zug ein- und auschecken.

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