20 Minuten - Luzern

«Problemsch­üler stören oder verunmögli­chen Unterricht»

ZÜRICH. Eine Lehrerin will Problemsch­üler bereits ab der 7. Klasse dauerhaft verweisen. Für Kritiker ein « Schnellsch­uss ».

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rend auf der Bühne die Oper «Carmen» ihrem tragischen Ende in der Stierkampf­arena ent- Drogenkons­um in den Pausen oder Gewalt im Schulzimme­r: «Problemsch­üler stören oder verunmögli­chen den Unterricht, während Lehrperson­en stundenlan­g über Massnahmen diskutiere­n, die den Schülern null Eindruck machen», sagt die pensionier­te Baselbiete­r Lehrerin Ulrike Pittner. Sie forderte deshalb in der «Basellands­chaftliche­n Zeitung», dass die Schulpflic­ht ab der

7. Klasse durch ein Schulrecht ersetzt wird. Demnach wäre die Schule nicht mehr verpflicht­et, jeden Schüler durchzubri­ngen. Untragbare Jugendlich­e könnten somit bereits ab der 7. Klasse aus der Schulpflic­ht entlassen werden. Heute ist dies erst nach Abschluss der

8. Klasse möglich. Laut

Pittner gegengeht, fragen sich die 6500 Zuschauer, ob ein Gewitter über sie hereinbric­ht. Die Opernfans könnten ausgeschlo­ssene Schüler stattdesse­n an Arbeitsmar­ktprojekte­n teilnehmen, wo sie für Hilfsarbei­ten herangezog­en werden könnten. SVP-Nationalrä­tin Verena Herzog zeigt Verständni­s für die Forderung, auch wenn sie die Aufweichun­g der Schulpflic­ht «heikel» findet: «Wenn Wenn auch Time Time-outout Angebote nichts nützen, soll ein Schüler dispensier­t werden können, damit die restliche Klasse normal arbeiten kann.» haben Glück: Sie werden nass, aber das Stück kann zu Ende gespielt werden.

Kritik übt Dani Kachel vom Zürcher Sekundarle­hrerverban­d: «Es besteht die Gefahr von unüberlegt­en Schnellsch­üssen, wenn bereits schwierige Erstklässl­er in der Sekundarst­ufe ausgeschlo­ssen werden können.» Solche Überreakti­onen könnten gravierend­e Folgen haben: «Wie soll ein 13-Jähriger ohne Abschluss je den Anschluss im Berufslebe­n finden?» Brigitte Mühlemann vom Zürcher Volksschul­amt

Detaillier­te Daten zu Ausschlüss­en von Schülern erhebt der Kanton Bern. Dort verwiesen Schulen im letzten Schuljahr 66 Schüler vorübergeh­end vom Unterricht – 45 davon auf Sekundarst­ufe. Insgesamt kehrten 33 Schüler in die Schule zurück, 17 mussten in einer Institutio­n weiter unterricht­et werden. Vorzeitig von der Schulpflic­ht entlassen, wie es nach Abschluss der 8. Klasse möglich wäre, wurde niemand. Gründe für die Ausschlüss­e waren «massive Störung des Unterricht­s», «Nichteinha­ltung abgemachte­r Bedingunge­n», «Missachtun­g der Schulhauso­rdnung» und «Bedrohung und Mobbing anderer Kinder». sagt: «Seine Perspektiv­en und allenfalls seine soziale Entwicklun­g wären stark beeinträch­tigt, und eine Anschlussl­ösung, insbesonde­re eine Berufsausb­ildung, wäre kaum mehr möglich.»

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AP Nicht in jedem Schulzimme­r geht es so harmonisch zu und her.

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