85 Hundertstel fehlten zu Bronze – Sprunger auf Rang 5
LONDON. Der einzige realistische Schweizer Medaillentrumpf an der Leichtathletik-WM in London stach nicht.
Lea Sprunger verpasste im Final über 400 m Hürden als Fünfte das Podest in 54,59 Sekunden um 85 Hundertstel und klassierte sich auf Rang 5. Sie realisierte damit die bislang beste Schweizer Rangierung an den diesjährigen Titelkämpfen in der englischen Hauptstadt.
Insbesondere auf der langen Hürdenstrecke wird erst auf der Zielgeraden abgerechnet. In diesem Abschnitt – so der Schlachtplan – wollte die 1,83 cm grosse Sprunger mit ihren langen Beinen und der Grundschnelligkeit einer Schweizer Rekordhalterin über 200 m das Feld von hinten aufrollen. Zwar stiess die Westschweizerin noch um ein, zwei Plätze auf den 5. Rang vor, aber die Konkurrentinnen an der Spitze liefen trotz Übersäuerung auch rund. Der Rückstand nach 300 m war schlicht zu gross.
«Ich bin sehr zufrieden, obwohl ich nicht einen perfekten Lauf zeigte», sagte die Westschweizerin. Sie sprach dabei die Startphase an. Olympiasiegerin Dalilah Muhammad aus den USA, die am Schluss Zweite wurde, war nach einem Blitzstart gleich neben Sprunger aufgetaucht. «Das hat mich mental irritiert. Deshalb habe ich wohl früher auf den 15er-Schritt gewechselt als geplant.»
Muhammad wurde etwas überraschend von ihrer Teamkollegin Kori Carter (53,07) bezwungen. Bronze holte sich in 53,74 Sekunden die Jamaikane- rin Ristananna Tracey, die in den Halbfinals noch gleichauf mit Sprunger gewesen war.
Sprunger war mit dem viertbesten Saisonwert aller Finalistinnen angetreten. Dies hatte die Hoffnungen auf einen Coup und die erst zweite WM-Medaille einer Schweizerin nach Ani- ta Weyermann 1997 in Athen über 1500 m genährt. Viel fehlte Sprunger nicht dazu.