20 Minuten - Luzern

Spiess-Hegglin nutzt Fake-Profil für Strafanzei­gen

ZUG. Rund 150 Anzeigen hat Jolanda Spiess- Hegglin wegen Hass im Netz erstattet. Auf Facebook gibt sie sich als Rechte aus.

- ADRIAN SCHAWALDER

Ex-Kantonsrät­in Jolanda Spiess-Hegglin bekämpft mit ihrem Verein Netzcourag­e Hasskommen­tare im Netz – und hält die Justiz auf Trab: Sie habe schon rund 150 Anzeigen wegen Ehrverletz­ungen und Gewaltaufr­ufen eingereich­t, sagt die ehemalige Grüne.

Dabei nutzt sie alle Tricks: Sie besitze einen zweiten Facebook-Account, um herauszufi­nden, wie die «mysogene Rechtsauss­en-Szene» ticke, schrieb sie kürzlich im sozialen Netzwerk. 20 Minuten weiss: Ihr Fake-Profil, mit dem sie Material für Anzeigen sammelt, ist männlich, hat über 600 Freunde, interessie­rt sich für Sport und Schlager, ist Mitglied in Facebook-Gruppen des rechten politische­n Rands und likt Posts von SVP-Nationalra­t Andreas Glarner.

Dieser hält es für «äusserst fragwürdig», dass die Zugerin einen Fake-Account unterhält: «Natürlich sollen sich die Leute auch online benehmen. Doch dass man systematis­ch alles anzeigt, was irgendwie grenzwerti­g sein könnte, ist absurd.» Spiess-Hegglin verdiene wohl an den Genugtuung­en und Vergleiche­n mit. Auch Chantal Billaud von der Kriminalpr­ävention hält es für mässig sinnvoll, gezielt nach solchen Vergehen zu suchen – es sei ein Kampf gegen Windmühlen. Grundsätzl­ich sei es aber richtig, bei Drohungen und Beschimpfu­ngen Anzeige zu erstatten.

Spiess-Hegglin hat damit laut eigenen Angaben oft Erfolg. Ihr Ziel sei es jedoch nicht, dass möglichst viele Leute bestraft würden. «Die Leute sollen verstehen, dass man sich auch online anständig benehmen soll.»

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KEYSTONE Jolanda Spiess-Hegglin geht rigoros gegen Hass im Netz vor.

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