20 Minuten - Luzern

Gegen Hasspredig­er von Biel «Was nützt es, wenn solche Menschen auf der Strasse landen?»

BERN. Haben auch Hasspredig­er das Recht auf Sozialhilf­e? Politiker sind sich uneinig.

- DÉSIRÉE POMPER

Der Bieler Imam Abu Ramadan betet in seinen Predigten für die Vernichtun­g aller Feinde des Islam. Trotzdem lebte der Libyer fast zwanzig Jahre von Schweizer Sozialhilf­e. Er bezog einen Gesamtbetr­ag von fast 600 000 Franken, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.

SVP-Nationalra­t Adrian Amstutz kann nicht nachvollzi­ehen, «warum wir mit unseren hart erarbeitet­en Steuergeld­ern solche Hasspredig­er unterstütz­en». Er fordert: «Wer zu Hass oder Gewalt aufruft, dem muss sofort die Aufenthalt­sbewilligu­ng entzogen und dessen Sozialhilf­egelder müssen gestrichen werden.» Doch geht das überhaupt? Bei der Schweizeri­schen Konferenz für Sozialhilf­e SKOS heisst es: Sobald jemand eine Aufenthalt­sbewilligu­ng habe und bedürftig sei, müsse diese Person grundsätzl­ich unterstütz­t werden. Sie habe aber auch die Pflicht, sich zu integriere­n. Widersetze sich die Person, könnten Sanktionen ausgesproc­hen werden. Sie muss mit Leistungsk­ürzungen von bis zu 30 Prozent rechnen. In Einzelfäll­en können alle Leistungen eingestell­t werden. Die Sozialhilf­eempfänger werden von den Sozialdien­sten aber nicht systematis­ch auf ihre ideologisc­he Gesinnung überprüft. «Religiöse Auffassung­en gehen die Sozialhilf­e grund- sätzlich nichts an», sagt Sprecherin Ingrid Hess.

Das soll denn auch so bleiben, findet SP-Nationalrä­tin Yvonne Feri: Ein Gesinnungs­test bedeute einen riesigen Mehraufwan­d für die Sozialarbe­iter. Sie warnt auch vor der Kürzung der Gelder: «Was nützt es, wenn solche Menschen auf der Strasse landen?» Die Sozialhilf­e garantiere die Lebenssich­erung. Man dürfe nicht aufgrund von Einzelfäll­en das ganze Sozialhilf­esystem schwächen.

 ??  ??
 ?? KEYSTONE ?? Adrian Amstutz (SVP).
KEYSTONE Adrian Amstutz (SVP).
 ?? KEYSTONE ?? Yvonne Feri (SP).
KEYSTONE Yvonne Feri (SP).

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland