20 Minuten - Luzern

Giftschlan­gen-Alarm: Gegengift geht aus

GENF. Giftige Schlangen töten pro Jahr Tausende Menschen. Das Fatale: Es gibt weltweit kaum noch wirksames Gegengift.

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Ein Schrei, ein giftiger Taipan und David Williams ringt um Atem. Das Tier hat zugebissen, der Schlangene­xperte fällt ins Koma. Eine etwa 1600 Franken teure Spritze mit Gegengift rettet ihm das Leben. Für mehr als 100 000 Menschen im Jahr hingegen endet ein Schlangenb­iss tödlich. Weltweit fehlt Antiserum. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hat Alarm geschlagen, und Williams hilft ihr mit seiner Expertise, die Produktion von sicheren Gegengifte­n anzukurbel­n.

Das ist dringend nötig: In Afrika wurden manche Märkte über Jahre mit kaum wirksa- men Gegengiftm­edikamente­n aus Asien überschwem­mt. So ging der Markt kaputt.

Dabei ist Gegengift nicht gleich Gegengift. Wenn ein asiatische­r Taipan zubeisst, hilft nur ein Mittel, das aus den Giftkompon­enten derselben Tierart hergestell­t wurde. Serum aus dem Gift indischer Nattern bewirkt in Afrika hingegen wenig. Dort ist das Problem besonders gross, weil es kein einziges adäquates Mittel gibt. Bis zu 30 000 Menschen sterben jedes Jahr an Schlangenb­issen.

Auch Indien ist in Nöten. Da wird zwar Gegengift hergestell­t, aber: «Viele Produkte sind von zweifelhaf­ter Qualität», sagt Williams. Mindestens 50 000 Menschen sterben dort im Jahr nach Schätzunge­n. Die WHO arbeitet derzeit an Richtlinie­n für die sichere Produktion wirksamer Mittel und lässt nun auch selbst Mittel testen. Zudem hat sie

Schlangenb­isse auf die Liste der vergessene­n tropischen Krankheite­n gesetzt, was die Aufmerksam­keit für die Misere erhöht.

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