Bergsteiger in Bondo: «Wir hatten einfach nur grosses Glück»
BONDO. Acht Personen werden nach dem Felssturz vermisst. Die Chance, sie lebend zu finden, ist klein.
Beim grössten Felssturz der letzten zehn Jahre im Kanton Graubünden sind vier Millionen Kubikmeter Material ins Tal gedonnert. Hundert Bewohner von Bondo wurden evakuiert. Der Murgang zerstörte mehrere Gebäude im Dorf und zwölf Maiensässe. Raffaele Merlo arbeitete in Bondo, als der Felssturz niederging. «Bis am Nach- mittag sah man das Ende des Tals nicht, weil so viel Steinpulver in der Luft war», sagt er.
Von acht Personen aus der Schweiz, aus Österreich und Deutschland fehlte gestern jede Spur. Rund 130 Einsatzkräfte suchen nach den möglicherweise Verschütteten. Ein Helikopter der Kantonspolizei Zürich überflog das Gebiet mit einem IMSI-Catcher, der Handysignale orten kann. Ein Armee-Helikopter suchte in der Nacht mit einer Wärmebildkamera. Doch die Erfolgsaussichten sind klein. «Das Geröll liegt zum Teil mehrere Dutzend Meter hoch», sagte Andrea Mittner, Einsatzleiter bei der Bündner Kapo. So tief könnten die Wärmebildkameras keine Daten mehr empfangen.
Eric Alexander, ein Bergsteiger aus den USA, war mit zwei Freunden in der Region am Klettern, als die Lawine niederging. Hätte die Gruppe ihre Pläne nicht wegen dem Regen um einen Tag verschoben, wäre sie vielleicht verschüttet worden. «Wir hatten einfach nur Glück.» Heute entscheidet der Kanton, ob erste Bewohner wieder zurückdürfen, um einige Habseligkeiten zu holen.