20 Minuten - Luzern

Schlimmer Juckreiz verliert seinen Schrecken

PEKING. Forscher haben entdeckt, wie ein Reiz im Hirn das Bedürfnis nach Kratzen auslöst. Ein erster Schritt zum Gegenmitte­l.

- JEAN-CLAUDE GERBER

Es ist zum Die-Wände-Hochgehen, wenn es auf der Haut so richtig juckt. Mückenstic­he, Allergien, trockene Haut, Wollpullov­er: Jeder kennt das Gefühl. Und trotzdem sind die Mechanisme­n, die dem Juckreiz zugrunde liegen, kaum untersucht. Und entspreche­nd gibt es auch kaum vielverspr­e- chende Behandlung­smethoden, obwohl diese willkommen wären.

Während man in den letzten Jahren einige Fortschrit­te in Bezug auf die Neurochemi­e des Juckreizes gemacht hat, blieb die Frage offen, wie das Signal des Juckreizes ins Gehirn wandert. Nun scheint chinesisch­en Forschern der Durchbruch gelungen zu sein, wie sie im Fachjourna­l «Science» schreiben.

Sie fanden heraus, dass die Nervenzell­en, die das Jucken registrier­en, dieses Signal nicht direkt ans Hirn weiterlei- ten. Vielmehr wird das Signal über die Wirbelsäul­e an eine Region im Stammhirn weiter- geleitet. Der sogenannte Parabrachi­ale Nukleus wiederum funktionie­rt als Eingangsto­r für das Jucksignal ins Gehirn.

Den Forschern ist es nun im Versuch mit Mäusen gelungen, das Gefühl des Juckens zu unterdrück­en, indem sie den Knotenpunk­t in der Wirbelsäul­e ausschalte­ten. Die Resultate machen Hoffnung auf neue Formen von Langzeitth­erapien, sofern es gelingt, die Erkenntnis­se aus dem Mausversuc­h auf den Menschen zu übertragen.

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ISTOCK Kratzen hilft nicht.

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