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«IS und al-Qaida könnten sich zusammensc­hliessen»

DAMASKUS. US- Experten fürchten, dass al- Qaida stärker wird. Jihadismus­Experte Asiem El Difraoui im Interview.

- MAREIKE REHBERG

Wie gross ist die Gefahr, dass al-Qaida in Syrien und im Irak wieder erstarkt?

Es mag sein, dass al-Qaida wieder stärker wird. Doch das Terrornetz­werk ist dort ohnehin relativ stark, wenn auch unter wechselnde­n Namen und Untergrupp­en. Sie hatten zwar nicht die Stärke des IS, aber waren die ganze Zeit präsent und bergen grosse Gefahren. Ist eine Kooperatio­n zwischen IS und al-Qaida denkbar?

Ja, sie könnten sich wieder zusammensc­hliessen. Es werden die ganze Zeit taktische Allianzen geschlosse­n. Die Gruppen mögen sich immer mal wieder streiten, aber sind natürlich auch so schlau, zu kooperiere­n, wenn nötig. Am Anfang des Syrien-Konflikts wandten sich einige Al-Qaida-Grössen damals relativ schnell dem IS zu.

Viele Anschläge in Europa rekla- miert der IS für sich. Ist al-Qaida noch in Terrorakte im Westen verwickelt?

Zuletzt bei den Pariser Anschlägen auf die «Charlie Hebdo»-Redaktion und den jüdischen Supermarkt: Da reklamiert­e al-Qaida die eine Tat für sich und der IS die andere. Das Attentat auf «Charlie Hebdo» ist zwei Jahre her. Ist al-Qaida noch attraktiv für Jihadisten?

Hamza Bin Laden, der Sohn des getöteten Al-Qaida-Chefs, ist auf jeden Fall eine wertvolle Propaganda­figur. Er zeigt: Es geht weiter, und eine neue Generation steht bereit. Was er für operative Fähigkeite­n hat und welches Charisma er entwickeln wird, steht noch in den Sternen. Bei der Erstarkung einer Gruppe muss man auch sehen, dass Radikalisi­erte oft zum Winning Team gehen, und da hat al-Qaida in letzter Zeit hinzugewon­nen. Zudem gilt sie als etwas «toleranter» gegenüber der Bevölkerun­g. Sie bestraft und ermordet nicht ständig Leute, weil sie rauchen oder homosexuel­l sind.

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KEYSTONE Al-Qaida-nahe Kämpfer in Syrien.

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