20 Minuten - Luzern

«Büezer sollen vor Akademiker­n in Rente»

BASEL. Laut Professor George Sheldon geht es hiesigen Rentnern gut. Er will das Rentenalte­r vom Job abhängig machen.

- NIKOLAI THELITZ

Herr Sheldon, wann wird ein heute 18-Jähriger pensionier­t?

Wenn ich das nur wüsste! Ich bin 69 und arbeite ohne Probleme weiter. Personen mit hohem Bildungsst­and haben eine höhere Bereitscha­ft, nach 65 noch zu arbeiten, auch weil geistige Arbeit eher eine persönlich­e Erfüllung bietet.

Sind Sie etwa für ein unterschie­dliches Rentenalte­r für Akademiker und Büezer?

Ja, Büezer sollten früher in Rente gehen können als Akademiker, denn diese treten oft erst mit 25 Jahren in den Arbeitsmar­kt ein und zahlen erst dann entspreche­nd hohe AHV-Beiträge. Jemand, der in einem hand- werklichen Beruf arbeitet, fängt mit 15 eine Lehre an, arbeitet zehn Jahre länger. Eine Möglichkei­t wäre, statt eines Rentenalte­rs eine fixe Anzahl Jahre im Arbeitsmar­kt zu definieren, etwa 45. Ein Akademiker würde mit 70 Jahren pensionier­t, ein Bauarbeite­r mit 60. Das wäre fairer.

Themawechs­el: Wie gross ist die Altersarmu­t in der Schweiz? Ein gutes Mass wäre die Rate der materielle­n Entbehrung. Hier fragt man: Was kann eine Person sich leisten? Ferien oder ein Auto? In diesem Index landet die Schweiz hinter Norwegen auf dem zweiten Platz. Nur gut zwei Prozent der Rentner gelten als arm.

Was würde die Altersrefo­rm 2020 den Armen bringen?

Manche behaupten, dass diese 70 Franken mehr AHV den Armen helfen würden. Will man aber den zwei Prozent von Armut betroffene­n Rentnern helfen, gibt es wirksamere Methoden, als hundert Prozent der Neurentner mehr Geld auszuzahle­n.

Wie würden Sie am 24. September abstimmen?

Keine einfache Frage! Die Altersvors­orge finanziell zu sichern, ist das Gebot der Stunde. Hier enttäuscht die Altersvors­orge 2020. Ob aber ein Nein zur Reform die bessere Alternativ­e ist, hängt davon ab, was danach politisch passiert. Das ist aus heutiger Sicht unsicher.

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KEY George Sheldon (69), Professor für Arbeitsmar­kt an der Uni Basel.

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