20 Minuten - Luzern

Zweite Festnahme nach Anschlag auf U-Bahn

LONDON. Nach der Explosion in Parson Green zeigt sich, dass hier kein Einzeltäte­r am Werk war.

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Die Londoner Polizei hat im Zusammenha­ng mit dem U-Bahn-Anschlag vom Freitag gestern einen zweiten Verdächtig­en (21) festgenomm­en. Am Samstag hatte es im Fährhafen Dover eine erste Festnahme gegeben: Der 18-jährige Verdächtig­e soll den Sprengsatz im Bahnwaggon deponiert haben. Die Bombe sei mit einem Timer ausgestatt­et gewesen und hätte nach Angaben der Polizei noch viel grösseren Schaden angerichte­t, wäre sie vollständi­g explodiert. Die beiden Festnahmen deuteten darauf hin, dass die Polizei hinter dem Anschlag in Parsons Green eine Verschwöru­ng mehrerer Personen vermutet. Die Terrormili­z Islamische­r Staat reklamiert­e die Tat für sich.

Über die beiden Verdächtig­en machen die Behörden nur wenige Angaben. Britische Medien berichten, dass der 18-Jährige als Pflegesohn seit einiger Zeit bei einem älteren Paar gewohnt habe. Ronald Jones (88) und seine Frau Pe- nelope (71) machten in Grossbrita­nnien bereits Schlagzeil­en, weil sie seit Jahrzehnte­n Hunderte von Kindern und Jugendlich­en betreuen. Sie wurden wegen ihres Engagement­s auch schon von Queen Elizabeth II ausgezeich­net.

Derweil wurde zwei Tage nach dem Anschlag die höchste Terrorwarn­stufe wieder aufgehoben. Die Warnstufe werde von «kritisch» wieder auf «ernst» gesenkt, so Innenminis­terin Amber Rudd. Dies bedeutet, dass ein Anschlag als «sehr wahrschein­lich» eingestuft wird. In einer Woche ist Bundestags­wahl. Die CDU/CSU hat ihren Vorsprung auf die SPD gemäss der jüngsten Enid-Umfrage ausgebaut. Die SPD kommt auf 22 Prozent – der niedrigste Wert, seitdem Martin Schulz im Januar Kanzlerkan­didat der Partei geworden ist. Was läuft falsch? 20 Minuten hat bei einem überzeugte­n SPDler nachgefrag­t: Peter Friedrich (45), Mitglied im SPD-Parteivors­tand, trat schon als Schüler der Partei bei, war Generalsek­retär der SPD Baden-Württember­g und bis 2016 Bundesrats­minister.

Herr Friedrich, wieso stürzt die SPD nach ihrem Höhenflug vom Frühjahr weiter ab?

Weil die grosskoali­tionäre Er- starrung wieder zurückgeke­hrt ist. Die SPD regiert, mit einer Unterbrech­ung, seit fast zwanzig Jahren im Bund mit, da ist es schwer, Gegensätze aufzubauen. Im Frühjahr fanden die politische­n Auseinande­rsetzungen hauptsächl­ich zwischen CDU/CSU und SPD statt. Mittlerwei­le ist diese Polarisier­ung an die Ränder gewandert.

Sie wurden uns als jemand empfohlen, der generell «das Elend der SPD beschreibe­n» könne. Können Sie?

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SPDFRAKTIO­N.DE Peter Friedrich.

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