20 Minuten - Luzern

Die Industrie verschleie­rt Palmöl in Waschmitte­ln

BERN. Die Palmöl- Industrie führe Kunden hinters Licht, bemängeln Konsumente­nschützer. Sie fordern mehr Transparen­z.

- BETTINA ZANNI

Menschen werden vertrieben, Regenwälde­r abgeholzt: NGOs warnen vor den «verheerend­en Folgen» des Palmölanba­us und fordern alle Grossverte­iler zu einer Reduktion palmölhalt­iger Produkte auf. Denn das Öl steckt in rund jedem sechsten Produkt der Schweizer Geschäfte, wie das Factsheet von Fastenopfe­r und Brot für alle festhält.

Nun erhält das Problem zusätzlich­e Brisanz. «Die Hälfte der Reinigungs- und Waschmitte­l sowie der Kosmetika im Handel enthalten verschleie­rtes Palmöl», sagt Regine Schneider, Geschäftsf­ührerin der Firma Good Soaps. Laut der Chemikerin existieren Hunderte von Inhaltssto­ffen, die nicht direkt auf Palmöl schliessen lassen. Der grösste Teil versteckt sich in Emulgatore­n. «Steht Cocos, Glyceryl, Stearyl, Cetearyl, Lauryl oder Decyl auf der Packung, ist Palmöl zu 90 Prozent der Rohstoff.» Laut Schneider trennt die Industrie das Palmöl in unterschie­dliche Komponente­n und mischt es neu. «Für Hersteller öffnen sich zahlreiche Schlupflöc­her.» Die Stiftung für Konsumente­nschutz fordert mehr Transparen­z: «Wer Produkte mit verschleie­rten Palmölinha­lten anbietet, führt Konsumente­n hinters Licht», sagt Josianne Walpen.

In der Schweiz besteht nur bei Lebensmitt­eln eine PalmölDekl­arationspf­licht. Zu den NGO-Forderunge­n sagen die Detailhänd­er gemäss Coop, man setze auf nachhaltig­es Palmöl. «Die Deklaratio­nsfrage ist Sache des Gesetzgebe­rs.» Auch Lidl Schweiz verweist auf die geltenden Gesetze und betont, Palmöl nach Möglichkei­t durch andere pflanzlich­e Öle zu ersetzen. Die Migros war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

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KEYSTONE In vielen Reinigungs- und Waschmitte­ln ist Palmöl enthalten.

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