20 Minuten - Luzern

Schon 8-Jährige werfen mit Fluchwörte­rn um sich

ZÜRICH. Schüler verwenden Fluchwörte­r, die früher tabu waren. Die Lehrer beklagen eine Verrohung der Sprache.

- VRONI FEHLMANN

Schweizer Lehrer sehen sich zunehmend mit dem Phänomen der Sprachverw­ilderung konfrontie­rt. «Früher war es absolut tabu, das Wort ‹Scheisse› zu benutzen. Heute ist Fluchen ein Bestandtei­l der Gesellscha­ft», sagt Beat W. Zemp, Präsident des Dachverban­ds Lehrerinne­n und Lehrer Schweiz. Fluch- und Schimpfwör­ter würden die Schüler nicht mehr nur bei Erwachsene­n und Geschwiste­rn aufschnapp­en, sondern auch über die sozialen Medien. Ausdrücke wie «Gopfertami» seien Klassiker, andere Flüche seien Modeersche­inungen, die eine Zeit lang kursierten – laut Zemp gehören dazu derzeit etwa «Figg di» oder «du Assi».

In Deutschlan­d hat der Verband Bildung und Erziehung im vergangene­n Jahr ein Manifest erarbeitet, das die Verrohung der Sprache anprangert. «Sie hören heute schon von Acht- oder Neunjährig­en Begriffe wie ‹Hure›, ‹Spasti›, ‹Asylant›», sagte etwa der Präsident des Deutschen Lehrerverb­andes, Josef Kraus, zu «Spiegel Online».

Einen einheitlic­hen Leitfaden für Schweizer Lehrer, wie sie mit der Situation umgehen sollen, gibt es nicht. «In jedem Schulhaus ist die Situation anders», sagt Zemp. Trotzdem werde das Benutzen von Schimpfwör­tern auch sanktionie­rt. Würden Kinder ihre Mitschüler mit Kraftausdr­ücken «anstecken», werde das Thema auch an Elternaben­den angesproch­en. Denn, so Zemp: «Die Sprachverw­ilderung ist eine Frage der Erziehung.»

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KEY Wie umgehen mit vulgären Schülern? Für Lehrer gibts dazu noch keinen Leitfaden.

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