Schon 8-Jährige werfen mit Fluchwörtern um sich
ZÜRICH. Schüler verwenden Fluchwörter, die früher tabu waren. Die Lehrer beklagen eine Verrohung der Sprache.
Schweizer Lehrer sehen sich zunehmend mit dem Phänomen der Sprachverwilderung konfrontiert. «Früher war es absolut tabu, das Wort ‹Scheisse› zu benutzen. Heute ist Fluchen ein Bestandteil der Gesellschaft», sagt Beat W. Zemp, Präsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Fluch- und Schimpfwörter würden die Schüler nicht mehr nur bei Erwachsenen und Geschwistern aufschnappen, sondern auch über die sozialen Medien. Ausdrücke wie «Gopfertami» seien Klassiker, andere Flüche seien Modeerscheinungen, die eine Zeit lang kursierten – laut Zemp gehören dazu derzeit etwa «Figg di» oder «du Assi».
In Deutschland hat der Verband Bildung und Erziehung im vergangenen Jahr ein Manifest erarbeitet, das die Verrohung der Sprache anprangert. «Sie hören heute schon von Acht- oder Neunjährigen Begriffe wie ‹Hure›, ‹Spasti›, ‹Asylant›», sagte etwa der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, zu «Spiegel Online».
Einen einheitlichen Leitfaden für Schweizer Lehrer, wie sie mit der Situation umgehen sollen, gibt es nicht. «In jedem Schulhaus ist die Situation anders», sagt Zemp. Trotzdem werde das Benutzen von Schimpfwörtern auch sanktioniert. Würden Kinder ihre Mitschüler mit Kraftausdrücken «anstecken», werde das Thema auch an Elternabenden angesprochen. Denn, so Zemp: «Die Sprachverwilderung ist eine Frage der Erziehung.»