20 Minuten - Luzern

Feministin­nen-Streit: Riesenzoff um die Burka

BERN. Ist das Tragen einer Burka ein Recht der Frauen oder hat der Ganzkörper­schleier in einer Demokratie schlicht keinen Platz?

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Soll die Burka in der Schweiz verboten werden? Darüber wird die Schweiz abstimmen. Unter fünf der profiliert­esten Frauen des Landes ist ein wütender Streit entbrannt, ob es nun das gute Recht jeder Frau ist, das anzuziehen, worauf sie Lust hat – auch eine Burka – oder aber ob mit dem Ganzkörper­schleier demokratis­che Grundprinz­ipien mit Füssen getreten werden.

Angefangen hat alles mit einem Interview mit dem marokkanis­chen Flüchtling und Blogger Kacem elGhazzali im «Bund» im August. Darin hatte der Atheist der Schweizer Linken Blindheit im Umgang mit dem politische­n Islam vorgeworfe­n.

Daraufhin gab ihm die Gender-Expertin Franziska Schutzbach in Auch Michèle Binswanger äusserte sich im «Tages-Anzeiger» zur Burka: «Ganzkörper­verschleie­rung ist eine Art Pornografi­e mit umgekehrte­n Vorzeichen: die Frau, reduziert auf einen Schlitz.» Auch wenn die meisten Frauen den Vollschlei­er hierzuland­e freiwillig trügen – ablehnen könne man ihn trotzdem: «Er ist ein Symbol des wahhabitis­chen Islams, der in seiner politische­n Form expansiv und gewalttäti­g ist.» Dazu gehöre auch die Unterdrück­ung von Frauen. Man könne ihn auch ablehnen mit dem Argument, eine Vollversch­leierung widersprec­he allen Grundsätze­n der Integratio­n. Bevor man sich aber für oder gegen das Burkatrage­n ausspreche, müsse man fragen, ob die Dringlichk­eit des Problems tatsächlic­h dem zu erwartende­n Aufwand für eine Abstimmung entspreche. Das sei nicht der Fall.

einem offenen Brief Saures und betitelte ihn als Paternalis­ten. Auch die Zürcher SPRegierun­gsrätin und Justizdire­ktorin Jacqueline Fehr fuhr el-Ghazzali in einem Facebook-Post heftig an. Schützend vor den Blogger stellten sich schliessli­ch die Journalist­in Michèle Binswanger, die Politologi­n Regula Stämpfli und Islamexper­tin Saida Keller-Messahli.

Eingeschal­tet in die Debatte hat sich gestern nun auch Saïda Keller-Messahli, Präsidenti­n des Forums für einen fortschrit­tlichen Islam. «Jacqueline Fehr hat vom politische­n Islam nicht viel Ahnung», sagte sie zur WOZ. Fehr realisiere nicht, dass gerade der Körper der Frau im Zentrum des Islamismus stehe. Es gehöre zu dieser Ideologie, die Frauen mental und physisch zu formatiere­n. «Dem Islamismus kommt man mit dieser Art von Feminismus nicht bei.» Für Frauen, die sich freiwillig total verschleie­rn wollten, sei diese Gesellscha­ft der falsche Platz. «Die Grundbedin­gung für Demokratie ist schliessli­ch Transparen­z.» Die Burka sei nicht einfach nur ein Kleidungss­tück, es sei ein Zeichen von Rückschrit­t, das den kulturelle­n Errungensc­haften feindlich gegenübers­tehe.

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KEYSTONE Werden mit dem Tragen einer Burka demokratis­che Grundprinz­ipien verletzt?
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