Feministinnen-Streit: Riesenzoff um die Burka
BERN. Ist das Tragen einer Burka ein Recht der Frauen oder hat der Ganzkörperschleier in einer Demokratie schlicht keinen Platz?
Soll die Burka in der Schweiz verboten werden? Darüber wird die Schweiz abstimmen. Unter fünf der profiliertesten Frauen des Landes ist ein wütender Streit entbrannt, ob es nun das gute Recht jeder Frau ist, das anzuziehen, worauf sie Lust hat – auch eine Burka – oder aber ob mit dem Ganzkörperschleier demokratische Grundprinzipien mit Füssen getreten werden.
Angefangen hat alles mit einem Interview mit dem marokkanischen Flüchtling und Blogger Kacem elGhazzali im «Bund» im August. Darin hatte der Atheist der Schweizer Linken Blindheit im Umgang mit dem politischen Islam vorgeworfen.
Daraufhin gab ihm die Gender-Expertin Franziska Schutzbach in Auch Michèle Binswanger äusserte sich im «Tages-Anzeiger» zur Burka: «Ganzkörperverschleierung ist eine Art Pornografie mit umgekehrten Vorzeichen: die Frau, reduziert auf einen Schlitz.» Auch wenn die meisten Frauen den Vollschleier hierzulande freiwillig trügen – ablehnen könne man ihn trotzdem: «Er ist ein Symbol des wahhabitischen Islams, der in seiner politischen Form expansiv und gewalttätig ist.» Dazu gehöre auch die Unterdrückung von Frauen. Man könne ihn auch ablehnen mit dem Argument, eine Vollverschleierung widerspreche allen Grundsätzen der Integration. Bevor man sich aber für oder gegen das Burkatragen ausspreche, müsse man fragen, ob die Dringlichkeit des Problems tatsächlich dem zu erwartenden Aufwand für eine Abstimmung entspreche. Das sei nicht der Fall.
einem offenen Brief Saures und betitelte ihn als Paternalisten. Auch die Zürcher SPRegierungsrätin und Justizdirektorin Jacqueline Fehr fuhr el-Ghazzali in einem Facebook-Post heftig an. Schützend vor den Blogger stellten sich schliesslich die Journalistin Michèle Binswanger, die Politologin Regula Stämpfli und Islamexpertin Saida Keller-Messahli.
Eingeschaltet in die Debatte hat sich gestern nun auch Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam. «Jacqueline Fehr hat vom politischen Islam nicht viel Ahnung», sagte sie zur WOZ. Fehr realisiere nicht, dass gerade der Körper der Frau im Zentrum des Islamismus stehe. Es gehöre zu dieser Ideologie, die Frauen mental und physisch zu formatieren. «Dem Islamismus kommt man mit dieser Art von Feminismus nicht bei.» Für Frauen, die sich freiwillig total verschleiern wollten, sei diese Gesellschaft der falsche Platz. «Die Grundbedingung für Demokratie ist schliesslich Transparenz.» Die Burka sei nicht einfach nur ein Kleidungsstück, es sei ein Zeichen von Rückschritt, das den kulturellen Errungenschaften feindlich gegenüberstehe.