Katalonien vs Madrid:
BARCELONA. Madrid will das Referendum der Katalanen mit allen Mitteln verhindern – äusserst kritisch, sagt ein Experte.
Sie trotzen der harten Reaktion aus Madrid: Tausende Katalanen haben auch gestern in Barcelona für ein Referendum über ihre Unabhängigkeit von Spanien demonstriert. Die Regierung in Madrid will die Abstimmung am 1. Oktober verhindern, weil sie sie als illegal und verfassungswidrig ansieht. «Seit drei Jahren hoffen beide Parteien, dass die andere einknickt», sagt Walther Bernecker, Professor und Spanien-Experte an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Nun seien die Fronten verhärtet. Bernecker schätzt die aktuelle Situation als «äusserst kritisch und ausweglos» ein. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy sei juristisch zwar klar im Recht, «denn das Referendum ist illegal». Der katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont verteidige aber das Recht auf Selbstbestimmung und die Souveränität seines Volkes. «Madrid ist das Problem jahrelang falsch angegangen. Bei einem so emotionalen Thema kann man nicht nur mit juristischen Argumenten kommen», sagt der Historiker.
An versöhnlichere Signale aus Madrid glaubt Puigdemont nicht mehr. «Es gab viele Angebote von uns, darüber zu verhandeln. Wären sie angenommen worden, sähe die Situation heute anders aus», sagt er in einem «Spiegel»Interview. Vor dem 1. Oktober sei keine Lösung zu erwarten, sagt Bernecker: «Es sind nur zwei Dinge sicher: Was auch immer geschieht – beide Seiten werden es gegensätzlich interpretieren. Und: Am 2. Oktober wird es rechtlich kein unabhängiges Katalonien geben.»