«Ich verbiete meiner Tochter, ein Praktikum zu machen»
BERN. Mit Dumpinglöhnen machten Praktikanten Arbeitnehmern den Job streitig, so eine Betroffene. Arbeitgeber kontern.
Cornelia D.* (52) hat nach vielen Kurzzeitjobs und Kündigungen endlich eine Teilzeitstelle in einer Bäckerei gefunden. Pro Stunde verdiente sie 20 Franken. Im Sommer dann die Überraschung: «Viele Maturaabgängerinnen wollten einen Job oder ein Praktikum. Alles gut, dachten wir, endlich kommt in den Sommermonaten Hilfe», schreibt sie in einem Leserbrief der Unia-Gewerkschaftszeitung «Work». Aber: Die jungen Frauen hätten mit 16 Franken unter ihrem Stundenansatz gearbeitet. «Wir durften zu Hause bleiben. Das Monatseinkommen war nicht mehr garantiert.»
D. findet: «Wir Eltern sollten den Jungen vor Augen halten, welche schädlichen Nebenwirkungen gewisse Jobs und Praktika haben.» Die Bernerin hat ihrer Tochter verboten, ein Praktikum anzunehmen. Wer nicht wisse, was studieren, solle eine Lehre machen.
«Es ist nicht akzeptabel, dass Arbeitgeber Praktikanten als Billigarbeiter einsetzen», sagt Unia-Jugendsekretärin Kathrin Ziltener. Das Thema «prekäre Arbeitsbedingungen während Praktika» werde wichtiger. So müssten Jugendliche etwa vermehrt schon vor einer Lehre Praktika absolvieren. «Ziel der Arbeitgeber ist es nicht, mittels Praktikanten Kosten einzusparen», sagt Fredy Greuter vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Kantonale Behörden kontrollierten regelmässig, ob die Löhne branchen- und ortsüblich seien. Davon seien Praktika nicht ausgeschlossen.