20 Minuten - Luzern

«Die Demokratie hat eindeutig ein Männerprob­lem»

- *Tim Guldimann ist Schweizer SP-Nationalra­t, aber auch SPDMitglie­d. Er wohnt in Berlin, wo er von 2010 bis 2015 Schweizer Botschafte­r war.

Herr Guldimann*, dies ist eine historisch­e Niederlage für die SPD. Ist man in der Parteizent­rale in Berlin den Tränen nahe?

Nein, nicht wirklich. Die Stimmung hier ist zwar sehr gedämpft, doch man hat es kommen sehen.

Tröstet Sie denn der Einbruch der Union etwas?

Sagen wir es so: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Für Union und SPD gilt: Das war ein Verdikt gegen die etablierte­n Parteien.

Wie erklären Sie sich den Erfolg der AfD?

Das Resultat von über 13 Prozent zeigt, dass hier kein Kampf zwischen links und rechts stattfand, sondern einer von unten gegen oben.

Das hat viele Neuwähler mobilisier­t.

Auch wenn es dafür noch etwas früh ist: Wer hat der AfD primär zum Sieg verholfen?

Sehr viele Männer, wie es scheint. In Ostdeutsch­land wählte offenbar jeder vierte Mann die AfD! Hier hat die Demokratie ein Männerprob­lem.

Was verändert der AfD-Sieg nun auf der deutschen Politbühne?

Im Bundestag wird man jetzt mit der AfD reden, ihr dabei aber auch Grenzen aufzeigen müssen. Vor allem muss der Wille des Volkes respektier­t werden.

Die SPD will in Opposition treten. Was halten Sie davon?

Das freut mich ungemein. Denn zählt man die Resultate der vier kleinen Parteien zusammen, kommt man auf etwa 42 Prozent – ein starkes Votum gegen die Grosse Koalition.

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