«Wenige Jobs rechtfertigen mehrere Jahre Erfahrung»
ZÜRICH. Junge Jobsuchende finden oft keine Stelle, weil sie zu wenig Erfahrung haben. Das sorgt für Kritik.
Die Jobsuche ist für viele junge Menschen ein Frust. 18800 der 15- bis 24-Jährigen waren 2016 laut einem Bericht des Staatssekretariats für Wirtschaft arbeitslos. Oft kassieren sie lauter Absagen, weil sie an der geforderten Arbeitserfahrung scheitern. Der Stellenmarktmonitor Schweiz der Universität Zürich zeigt: 1950 wünschten oder forderten 10 Prozent der Stelleninserate Arbeitserfahrung, 2017 waren es 60 Prozent.
In einem viralen Meme von Swissmeme fordert ein Arbeitgeber zwei Jahre Erfahrung. Der Bewerber antwortet: «Ich brauche einen Job, um Erfahrung zu sammeln.» Viele User kennen das. «Hochschulabschluss, fünf Sprachen, drei Jahre Erfahrung, aber bitte nicht älter als 22», so einer zynisch.
«Arbeitgeber haben heute eher unrealistische Erwartungen, was die Arbeitserfahrung junger Lehrabgänger und Akademiker betrifft», bestätigt Gabriel Fischer von Travailsuisse. Folglich landeten viele Junge in Praktika und fänden teilweise auch danach keinen Job. «Wenige Jobs sind aber so komplex, dass sie mehrere Jahre Erfahrung rechtfertigen.» Janis Grunder, Mitgründer von Professional.ch, fordert von den Firmen mehr Jobs für Lehrabgänger. Auch Helen Buchs vom Stellenmarktmonitor sagt: «Arbeitgeber verzichten oft nur wegen der fehlenden Berufserfahrung auf Hochschulabsolventen mit enormem Potenzial.»
Der Arbeitgeberverband spricht von verfehlter Kritik. «Bester Beweis dafür sind die Lehrabgänger, die dank ihrer praxisbezogenen Ausbildung sehr oft in ihrem Lehrbetrieb weiterarbeiten können», sagt Sprecher Fredy Greuter. Akademiker seien ebenfalls sehr ge- fragt, hätten sie die entsprechenden Fähigkeiten erworben. «Es gibt im Gegensatz zum Ausland keine ‹Generation Praktikum›.»