20 Minuten - Luzern

«Gefährlich­e Jihadisten laufen unkontroll­iert herum»

BERN. Der Ständerat will Gefährder nicht permanent überwachen. Bürgerlich­e warnen vor einem Sicherheit­sproblem.

- STEFAN EHRBAR

Potenziell­e Attentäter werden nicht permanent elektronis­ch überwacht. Der Ständerat hat gestern eine entspreche­nde Motion abgelehnt. Sie forderte, alle Personen, die vom Nachrichte­ndienst des Bundes als Risikopers­onen eingestuft werden, dauernd zu kontrollie­ren.

Zurzeit sind 90 Personen auf dieser Liste. «Wenn das die gefährlich­sten Personen der Schweiz sind, weil sie frei herumlaufe­n und einfach noch keine Straftat begangen haben, verstehe ich die Debatten nicht», sagte Ständerat Thomas Minder. Würden diese Personen nicht permanent überwacht, habe das Sicherheit­sdispositi­v «ein grösseres Problem». Motionär und SVPNationa­lrat Bruno Walliser, sagt, Attentäter seien oft schon zuvor polizeibek­annt, es hätten aber die Mittel gefehlt, um sie zu überwachen. So sei es beim Attentat auf den Berliner Weihnachts­markt im Dezember 2016 gewesen. «Ich will nicht erst handeln, wenn ein Anschlag verübt worden ist.»

GLP-Nationalra­t Beat Flach sagt, neue Gesetze brauche es nicht. Die Behörden arbeiteten gut zusammen. «In einem Rechtsstaa­t darf man nicht einfach alle, die extreme Positionen vertreten, überwachen. Das hat die DDR gemacht, und die war ein Unrechtsst­aat.» Fussfessel­n seien zudem nur beschränkt tauglich, um Straftaten zu verhindern. Die Interventi­onszeit sei bei einem Kontaktver­lust zu hoch. Ex-Kriminalko­mmissär Markus Melzl widerspric­ht. «Fussfessel­n haben eine Schutzwirk­ung. Der Gefährder weiss, dass ihn die Behörden im Auge haben.» Wichtig sei, dass ihr Einsatz von Gerichten angeordnet werde. Der Einsatz von Fussfessel­n kommt mit dem Bundesgese­tz über polizeilic­he Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismu­s nochmals ins Parlament.

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GETTY Anschlag auf den Berliner Weihnachts­markt 2016.
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KEYSTONE Beat Flach (GLP).
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KEYSTONE Bruno Walliser (SVP).

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