20 Minuten - Luzern

Ferien zu Hause? «Das weckt bei anderen Misstrauen»

ZÜRICH. Die meisten Schweizer verreisen im Sommer ins Ausland. Wer daheimblei­bt, kann negativ auffallen.

- BETTINA ZANNI Ladina Heusser (17), Coiffeuse

Nur 20 Prozent der Schweizer bleiben in den Sommerferi­en im Land. Damit belegt die Schweiz laut dem Marktforsc­hungsunter­nehmen Ipsos den zweitletzt­en Platz. Nur die Belgier zieht es noch mehr weg – 16 Prozent bleiben zu Hause. An der Spitze der Heimaturla­uber stehen die Franzosen (57 Prozent). Schweizer, die in den eigenen vier Wänden Ferien machen, stossen auf viel Unverständ­nis. «Nur schon wenn ich mein verlängert­es Wochenende daheim verbracht habe, sind meine Freunde erstaunt», sagt eine 30Jährige. Diese dagegen nutzten freie Tage für einen Städtetrip. Auch ein junger Mann, der gern zu Hause bleibt, erntet erstaunte Reaktionen wie: «Hast du Angst vor anderen Kulturen?»

Jakub Samochowie­c, Sozialpsyc­hologe am GottliebDu­ttweilerIn­stitut, bestätigt: «Menschen, die zu Hause Ferien machen, wecken bei anderen ein gewisses Misstrauen.» In der Leistungsg­esellschaf­t, in der oft mit Stress kokettiert werde, stünden sie unter Verdacht, Faulenzer und Ignoranten zu sein. Für BalkonienF­erien brauche es oft eine Rechtferti­gung. «Etwa, dass man ein Buch schreibt oder aus Umweltgrün­den daheimblei­bt.» Markus Berger von Schweiz Tourismus hingegen sieht in den Heimaturla­ubern «keine Couchpotat­oes». Wie die internatio­nalen Gäste schätzten sie es, Berge, Seen und Attraktion­en vor der Haustür zu haben. Max Guggenbühl (20), Student «Ich gehe mit meiner Kollegin im Sommer nach Amsterdam. Gerade ist es auch etwas in, zu verreisen.» Samuele Bello (27), Bankangest­ellter

 ?? ISTOCK ?? Bloss jeder fünfte Schweizer bleibt in den Ferien daheim.
ISTOCK Bloss jeder fünfte Schweizer bleibt in den Ferien daheim.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland