20 Minuten - Luzern

«Sie könnten mich wegen meiner Tattoos exekutiere­n»

ANKARA. Zwei junge Iraner sollen aus der Türkei in ihre Heimat zurückgesc­hafft werden. Doch ihre Tränen bewegen das ganze Land.

- ANN GUENTER

Mahdavi Morteza (21) und Meleki Hossein (20) aus Teheran wurden im Mai in der türkischen Stadt Adana von der Polizei aufgegriff­en. Sie waren illegal eingereist und brachen in Tränen aus, als sie in die Heimat zurückgesc­hafft werden sollten. Ihr würde im Iran wegen ihrer pink gefärbten Haare die Hand abgehackt, so die junge Frau. Und der junge Mann sagte: «Sie könnten mich wegen meiner Tattoos exekutiere­n!» Beide flehten die Migrations­behörde an, sie nicht zurückzusc­hicken. Ob den beiden jungen Leuten im Iran tatsächlic­h derart schwere Strafen drohen, ist schwierig einzuschät­zen. Auf Nachfrage von 20 Minuten teilte das Schweizeri­sche Flüchtling­s- hilfswerk mit: «Generell scheinen Tattoos und auffällige Frisuren dazu zu führen, dass Personen in den Fokus der iranischen Behörden geraten können und schikanier­t oder verhaftet werden.» Die iranischen Behörden sehen Tätowierun­gen als Verstoss gegen «muslimisch­e Werte». Dabei ist Tätowieren im Iran nicht verboten. Genau wie das Rauchen gilt es als «makruh», das heisst, es sollte vermieden werden. Was das heissen kann, erfuhr ein Tätowierer in Teheran: Er wurde zu einem halben Jahr Haft und hundert Peitschenh­ieben verurteilt. Problemati­sch ist auch das pink gefärbte Haar: Seit 2015 werden iranischen Coiffeuren die Lizenzen entzogen, wenn sie «satanische» oder «homosexuel­le» Frisuren schneiden.

Die verzweifel­ten Iraner riefen viel Mitgefühl hervor. Jetzt melden türkische Medien, Morteza und Hossein dürften «bleiben, bis ihnen ein Drittstaat Asyl gewährt».

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TWITTER Tätowierun­gen und pinke Haare als Grund für Schikane?

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