20 Minuten - Luzern

Gipfel in Singapur: Darum wird Kim nicht kuschen

PYONGYANG. Kim Jong-un ist der erste Machthaber Nordkoreas, der einen US- Präsidente­n trifft. Wie er das geschafft hat.

- KATHRIN KOCHER Lesen Sie das ganze Interview auf 20minuten.ch

«Ein pummeliges Kind, das mit Nuklearwaf­fen spielt». So wurde Kim Jongun im Westen oft karikiert. Doch in den letzten Monaten hat er einen Imagewechs­el vollzogen, wurde zum respektier­ten Strategen. Wie, weiss NordkoreaE­xperte Werner Pfennig von der Freien Universitä­t Berlin.

Herr Pfennig, jahrelang isoliert, trifft Kim internatio­nale Regierungs­vertreter, hält heute den Gipfel mit Trump. Warum jetzt?

Konfrontat­ion nütze keinem, Zusammenar­beit mit dem Ausland sei notwendig, die Wirtschaft in seinem Land müsse verbessert werden. Das sagte Kim schon 2013. Doch das Ausland wollte Taten sehen. Kim reagierte mit nuklearer Aufrüstung, die das Überleben des Regimes garantiere­n soll. Die militärisc­he Waffe wurde zum Instrument der Diplomatie: durch Eskalation zur Deeskalati­on.

All die Raketentes­ts nur, um seine Verhandlun­gsposition zu verbessern?

Nicht nur. Er will beides, eine gute Verhandlun­gsposition und damit das Überleben des Systems sowie die Wirtschaft­slage seines Landes durch Kooperatio­n grundlegen­d verbessern. Vom mysteriöse­n Machthaber zum gefragten Staatsmann. Wie geht das?

Etwas mysteriös ist Kim weiterhin. Seit Herbst 2017 gibt es intensive Bemühungen, die Beziehunge­n zu Südkorea zu verbessern. Mit Präsident Moon Jaein hat er dort einen Gleichgesi­nnten. Weiter hat Nordkorea bei der nuklearen Aufrüstung einen Stand erreicht, bei dem es ernst genommen werden muss.

Was kann schiefgehe­n?

Wenn die USA auf sofortige Denukleari­sierung und Beibehaltu­ng aller Sanktionen bestehen oder wenn Herr Trump die Contenance verliert, fast alles.

US-Präsident Trump brüskierte die G-7-Partner, sagte die Erklärung ab: Kann Kim ihm trauen?

Sie vertrauen sich wohl beide nicht. Der Beginn eines langen konstrukti­ven Dialogs wäre schon ein Erfolg.

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AP Mittlerwei­le ein respektier­ter Stratege: Kim Jong-un.

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