«Eine Berufslehre allein reicht nicht mehr aus»
BERN. Bald haben die meisten einen Abschluss aus dem tertiären Sektor. Für die Abgehängten brauche es mehr Geld, fordern Politiker.
Laut dem Bund werden im Jahr 2045 60 Prozent der Schweizer einen Abschluss einer Uni, einer Fachhochschule oder einer höheren Fachschule haben. Für die, die das nicht schaf fen, dürfte es eng werden: «Eine Berufslehre allein reicht schon heute nicht mehr», sagt Bildungsforscher Stefan Wolter. Ohne stetige Weiterbildung drohe die Arbeitslosigkeit.
Wer nach der Sekundarstufe die Schule verlässt, eine Lehre macht und danach durcharbeitet, gehört bald zu einer Minderheit: Bis 2045 werden rund 60 Prozent der Bevölkerung einen Abschluss auf Tertiärstufe haben. Dazu gehören Hochschulabschlüsse, Ausbildungen an höheren Fachschulen oder Berufsprüfungen. «Der technologische Wandel führt zu einer Zunahme der Nachfrage nach höher gebildeten Arbeitskräften», heisst es im neuen Bildungsbericht. «Eine Lehre allein reicht heute nicht mehr», sagt Bildungsforscher Stefan Wolter (siehe Interview unten). FDPNationalrat Fathi Derder teilt die Sorgen um die Lehre. Sie sei unverzichtbar, aber: «Heute stellen wir fest, dass die Fähigkeiten, die gelehrt werden, nicht auf dem Stand der Technik sind.» Unternehmen beschwerten sich etwa, dass Schweisser nicht programmieren könnten. Die Ausbildun gen müssten reformiert und häufiger aktualisiert werden.
SPNationalrat Matthias Aebischer sieht anderswo Handlungsbedarf. «Der technologische Wandel führt dazu, dass man nicht einfach eine Lehre abschliesst und basta. Man muss sich heute stetig weiterbilden.» Es gebe aber passivere Menschen, die sich nicht gross darum bemühten. Für sie brauche es spezielle Programme. «Es gibt Leute, die kein Mail schreiben können. Auf sie muss man zugehen und sie weiterbilden.» Die rechtlichen Grundlagen gebe es. «Es steht aber zu wenig Geld zur Verfügung. Wir müssen mehr investieren.» Am dualen System wolle er nichts ändern. «Die Berufslehre hat einen sehr guten Ruf.»