Ein WM-Fest der Liebe statt der Hiebe
WOLGOGRAD. Die Weltmeisterschaft in Russland ist bisher als friedliche Party zu werten. Es gibt nur ein Problem zu beklagen.
Sie haben es noch rechtzeitig geschafft. Zuerst der Flug von London nach Moskau, dann eine Zugfahrt über 20 Stunden von der russischen Hauptstadt bis nach Wolgograd. Eine kleine Gruppe aus Manchester steht zwei Stunden vor dem Anpfiff zwischen England und Tunesien am Bahnhof Wolgograd und ist erleichtert, dass die umständliche Reise an die WM ohne Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist.
«Russland ist der friedlichste Ort, überall, wo wir ankamen, haben uns die Leute willkommen geheissen», sagt Tom, der – trotz Hochrisikospiel – mit seinem roten Shirt keine Angst davor hat, für sein Land Farbe zu bekennen. Die Erinnerungen an die EM 2016, als russische Chaoten in Marseille auf englische Fans losgingen, verblassten spätestens in der WolgogradArena, als die über 40 000 Zuschauer den Fussball zelebrierten.
Auch nach dem 2:1Sieg der Engländer kam es zu keinerlei Reibereien mit den Tunesiern und Russen. Im Gegenteil: Viele lokale Fans schmückten sich gleich selber mit rotweissen Fahnen und feuerten die Three Lions an.
«Wir lieben den englischen Fussball, die Premier League ist der Hammer», sagt Roman, der in Wolgograd aufgewachsen ist und sich schon als Kind für Chelsea begeisterte. Es ist ein Beispiel, wie viel Freude die WM im ganzen Land ausgelöst hat.
Die Bilanz nach dem ersten Drittel der Gruppenphase: Es ist ein Fest der Liebe statt der Hiebe. Einziger Wermutstropfen: Nicht alle 17 Spiele waren ausverkauft.