Poputschik Das fiese Spiel der Russen
Die Russen haben ein Lieblingsspiel – und sie sind eine Macht darin. Denn sie spielen es fast immer und überall. Am liebsten spielen sie es während der Arbeit. Immer und immer wieder. Weltklasse sind vor allem die Beamten, allen voran die Polizisten und die Agenten.
Erfunden hat das Spiel der letzte russische Zar, Nikolaus II., vor über hundert Jahren. Nach der Oktoberrevolution und der Gründung der UdSSR etablierte Josef Stalin das Spiel. Erst der weltoffene Michail Gorbatschow wandte sich erstmals davon ab, der grosse Bruch kam nach dem Ende der Sowjetunion und mit dem stets dem Wodka zugewandten Präsidenten Boris Jelzin, der selten in der Verfassung war, das Spiel ernsthaft zu spielen.
Das fand dann aber Wladimir Putin gar nicht lustig und führte das Spiel bei seiner Machtübernahme umgehend wieder ein. Seitdem beherrscht er das Spiel wie kein Zweiter, seither ist er das grosse Vorbild für das Volk.
Als Ausländer in Russland ist es fast unmöglich, den Einheimischen in diesem Spiel die Stirn zu bieten. Die Touristen sind deshalb auch die Lieblingsopfer der Russen.
Das Fiese ist, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis die Fussballfans aus aller Welt realisieren, was hier die ganze Zeit gespielt wird. Nach ein paar Tagen und einer Serie von Niederlagen wird dann aber klar, wie das Spiel heisst: Wer zuerst lacht, hat verloren.