20 Minuten - Luzern

Der Hardliner mit dem guten Draht zu Trump

WASHINGTON. Hinter der harten Einwanderu­ngspolitik der USA steht ein Mann: Trumps Chefberate­r Stephen Miller.

- MARTIN SUTER

Geht es um Immigratio­n, setzt US-Präsident Donald Trump oft auf Provokatio­n. Die neuste stiess er an, als er twitterte, illegal eingereist­e Ausländer sollten kurzerhand wieder über die Grenze abgeschobe­n werden, «ohne Richter und Gerichtsfä­lle».

Trumps Vorschlag provoziert – und das verrät die Handschrif­t Stephen Millers. Der erst 32-jährige «Chefberate­r für Sachpoliti­k» zählt zu den wenigen verblieben­en Gefährten Trumps seit dessen Amtsbeginn. Anders als Steve Bannon hat es Miller geschafft, in der Gunst des Präsidente­n zu bleiben. Er zieht die Fäden, und wenn es zuweilen kracht, ist das Trump nur recht.

Zuerst provoziert­en Miller und Trump im Februar 2017 mit dem Einreisest­opp für Menschen aus sieben vorwiegend muslimisch­en Staaten. Die zweite Provokatio­n war die Einführung des Nulltolera­nz-Prinzips nach illegalen Grenzübert­ritten. Seit April werden keine illegal Eingereist­en, auch nicht solche mit Kindern, von der Strafverfo­lgung verschont. Die Politik führte zu massenhaft­en Familientr­ennungen und einem Aufschrei über die inhumanen Folgen für Kinder.

Stephen Miller, den mutmasslic­hen Autor der harten Linie, fechten die Proteste nicht an. Er macht die Demokraten mit ihrem Widerstand gegen Reformen für die missliche Entwicklun­g verantwort­lich. Trump schätzt an Miller dessen Intelligen­z und Unbeugsamk­eit.

Miller wurde zum Konservati­ven, als er in der Waffenzeit­schrift «Guns and Ammo» Kommentare des Schauspiel­ers Charlton Heston las. Seine politische­n Lehrjahre durchlebte er als Chefberate­r des republikan­ischen Senators Jeff Sessions, des heutigen Justizmini­sters. Das Duo brachte 2014 eine angestreng­te Grossrefor­m des Immigratio­nswesens zu Fall. In Wahlkampfa­nlässen heizte Miller immer wieder dem Publikum ein.

Noch heute schreibt er an Trumps Reden mit. Die Nähe zum Präsidente­n zeigt: Miller ist kein böser Einflüster­er, der den naiven Chef auf Abwege bringt. Hier ziehen zwei verwandte Seelen gemeinsam in den Kampf.

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GETTY Stephen Miller.

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