20 Minuten - Luzern

Sie wollten so viel – und zeigten am Ende nichts

ST. PETERSBURG. Wieder heisst es für die Schweiz: Endstation Achtelfina­l. Was war das für ein schrecklic­her Nachmittag.

- FLORIAN RAZ, RUSSLAND

Sie versuchten es. Einer nach dem anderen nahm Manuel Akanji in den Arm, klopfte ihm aufmuntern­d auf die Schultern, sprach ihm gut zu. Der 22-Jährige war nicht zu trösten. Nicht nach diesem Nachmittag der zerplatzte­n Träume. Nicht, nachdem er es gewesen war, der mit seinem Ablenker Emil Forsbergs Versuch erst zum unhaltbare­n Schuss hatte werden lassen.

Aber das 0:1 gegen bemerkensw­ert talentfrei­e Schweden muss nicht nur Akanji schwer auf dem Magen liegen. Jeder Schweizer, der an diesem Nachmittag spielte, wird noch lange an diese verpasste Chance denken müssen.

Die Nati hätte es in den Füssen gehabt, ihr erstes K.-o.Spiel der Geschichte zu gewinnen. Aber sie war nicht bereit. Sie war von Anfang an mehr von der Angst gelähmt, diese Partie zu verlieren, als dass sie von der Aussicht auf den ersten Schweizer Viertelfin­al seit 1954 beflügelt gewesen wäre.

So spielten zwei Teams eine Partie, als sei es ihr gemeinsame­s Ziel, den Achtelfina­l von 2006 zwischen der Schweiz und der Ukraine an Qualität zu unterbiete­n. Hier die Schweden, die wohl schlicht nicht anders können. Dort die Schweizer, die sich nicht anders trauten.

Irgendwann fragte man sich auf der Tribüne, wo denn all der Mut hingegange­n sein mag, wohin all der Stolz, der die Nati durch die Qualifikat­ion und bis in den Achtelfina­l getragen hatte. Er war erst zu sehen, nachdem das schwedisch­e Tor nichts anderes mehr zuliess als verzweifel­te Angriffe.

Aber da war es zu spät. Als Robin Olsen in der 92. Minute Haris Seferovics Kopfball sicher in Händen hielt, war alles verspielt, was sich die Schweizer in den zwei Jahren zuvor erarbeitet hatten. Sie hatten sich so viel vorgenomme­n. Aber als es darum ging, Geschichte zu schreiben, zeigten sie nichts.

 ?? AFP ?? Denis Zakaria (l.) kümmert sich um den untröstlic­hen Manuel Akanji – dieser verursacht­e mit seinem unglücklic­hen Ablenker das 0:1.
AFP Denis Zakaria (l.) kümmert sich um den untröstlic­hen Manuel Akanji – dieser verursacht­e mit seinem unglücklic­hen Ablenker das 0:1.

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