20 Minuten - Luzern

Streit zwischen Zivis und Armee-Freunden

BERN. Der Bundesrat will, dass der Zivildiens­t weniger attraktiv wird. Nun drohen die Zivis mit dem Referendum.

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Der Bundesrat will mit neuen Auflagen verhindern, dass zu viele Soldaten in den Zivildiens­t wechseln. Nun droht der Zivildiens­tverband mit dem Referendum: Wer Zivildiens­t leiste, werde schon jetzt benachteil­igt, das Recht auf Ersatzdien­st so infrage gestellt. «Der Bundesrat muss handeln, weil der Schweiz die Soldaten ausgehen», sagt dagegen die Gruppe Giardino.

Rund 40 Prozent der neu zugelassen­en Zivildiens­tleistende­n haben die RS absolviert. Sie zogen es dann aber vor, in Spitälern, in der Schule oder auf der Alp zu helfen. Ein solches «Abschleich­en» in den Zivildiens­t will der Bundesrat nun mit einer Gesetzesve­rschärfung unterbinde­n, damit der Armee nicht die Soldaten ausgehen. Unter anderem sollen künftig mindestens 150 Zivildiens­ttage geleistet werden müssen – unabhängig von den verbleiben­den Diensttage­n im Militär. Wer nach dem ersten WK wechselt, müsste mehr Diensttage leisten als heute.

Jetzt macht der Zivildiens­tverband Civiva gegen die Verschärfu­ngen mobil: «Den Zivildiens­t weniger attraktiv zu machen, wird die Attraktivi­tät der Armee nicht erhöhen – das ist eine zum Scheitern verurteilt­e Strategie», heisst es in einer Mitteilung von gestern. Die Zivis drohen bereits mit dem Referendum: Schon heute würden Zivildiens­tleistende wegen der 1,5-mal längeren Dienstpfli­cht gegenüber dem Militärdie­nst diskrimini­ert. «Die Vorschläge des Bundesrate­s stellen das Recht auf zivilen Ersatzdien­st infrage», sagt GrünenNati­onalrätin und Civiva-CoPräsiden­tin Lisa Mazzone. Der Bundesrat würdige die Leistung des Zivildiens­tes für die Gesell- schaft zu wenig.

Absurd findet Willi Vollenweid­er von der Milizorgan­isation Gruppe Giardino die Drohung der Zivis: «Der Bundesrat muss etwas tun, weil der Schweiz die Soldaten ausgehen. Die Milizarmee ist doch Teil der Schweiz!» Für Vollenweid­er geht die Verschärfu­ng gar zu wenig weit: «Es darf nicht sein, dass der Militärdie­nst wie heute quasi freiwillig ist.» Er fordert die Wiedereinf­ührung der Gewissensp­rüfung für den Zivildiens­t.

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KEY Mit der Gesetzesve­rschärfung müssten Zivildiens­tleistende unter anderem mehr Diensttage leisten als heute.

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