Die SP will mit «linkem Patriotismus» punkten
BERN. Die SVP prägt den Diskurs darüber, was die Schweiz ausmacht. Jetzt will auch die Linke einen Heimatbegriff definieren.
KONTROVERS Schweizerpsalm, -wappen und Volkskultur: In ihrem neuen Parteiprogramm, das einen Fokus auf die «Heimat» legt, umschreibt die SVP klar, was für sie die Schweiz ausmacht. Im Entwurf, der 20 Minuten vorliegt, heisst es: «Patriotismus ist ein positives Gefühl.»
Den Heimatbegriff streitig machen will der SVP nun der Linke Beat Jans. Laut der «Aargauer Zeitung» veröffentlicht er 2019 ein Buch mit dem Titel «Heimat für Linke». Darin propagiert Jans, der sich als Patriot bezeichnet, einen Gegenentwurf zur RütliSchweiz: Die Schweiz ist für ihn die «gewaltige Errungenschaft» der direkten Demokratie, die humanitäre Tradition, der Service public, der allen gehöre, und der Genossenschaftsgedanke.
Dass die Linke sich nicht getraue, zur Heimat zu stehen, kritisierte schon Ständerätin Anita Fetz.
Doch der neue Heimatbegriff spaltet die Partei bereits. «Ein linker Patriotismus ist nicht zielführend», sagt JusoVizepräsident Lewin Lempert. Da dieser «urschweizerische Dinge» propagiere, die es gar nicht gebe, nehme er Ausgrenzungen vor. Deshalb glaube er nicht, dass damit die Leute für linke Ideen mobilisiert werden könnten. Um dem Rechtspopulismus beizukommen, schlägt er vor: «Statt selbst in nationalistische Kategorien zu verfallen, sollten wir mit Gemeinsamkeiten entlang der gesellschaftlichen Bruchlinien mobilisieren: Arbeiter gegen Konzerne, Normal- und Ge- ringverdienerinnen gegen Superreiche.»
SVP-Nationalrat Peter Keller freut sich über die Heimatdebatte der SP: «Nachdem die Linke lange alles Schweizerische verteufelt hat, scheint auch sie zu merken, dass im Patriotismus auch Positives steckt.»