Wird das Handgepäck im Flugzeug bald eingeschlossen?
ZÜRICH. Evakuierungen dauern immer länger, weil Passagiere ihr Gepäck mitnehmen wollen. Nun reagieren Airlines.
Immer mehr Flugpassagiere reisen nur mit Handgepäck. Seit kurzem kann bei der Swiss auch auf Strecken nach Nordamerika ein Tarif gebucht werden, bei dem nur Handgepäck erlaubt ist. Ryanair verlor wegen Gästen, die mit ihren Rollkoffern die Ablagen verstopften, so viel Zeit, dass sie Anfang Jahr die Regeln verschärfte.
Der Handgepäck-Trend hat auch Folgen für die Sicherheit. Bei Evakuierungen versuchen viele Passagiere, ihre Habselig- keiten mitzunehmen. Als 2016 ein Flugzeug von Emirates in Dubai eine Bruchlandung hinlegte und ausbrannte, verstopften Passagiere die Gänge, weil sie ihre Koffer suchten. Die britische Royal Aeronautical Society empfiehlt nun laut «Spiegel» den Einbau von Ablagefächern mit Zentralverriegelung, die nur von der Crew geöffnet werden können.
Die Swiss bestätigt, dass Gäste bei Zwischenfällen, bei denen man das Flugzeug möglichst schnell verlassen müsse, versuchten, ihr Handgepäck mitzunehmen. Sprecherin Karin Müller sagt: «Es ist verständlich, sein Hab und Gut schützen zu wollen. Im Notfall verzögert oder verhindert es aber die Evakuierung.» Ein Koffer könne zudem die Notrutsche unbenutzbar machen. Die Swiss hat reagiert: «Der Maître de Cabine weist seit einigen Monaten bei der Ansage darauf hin, dass im unwahrscheinlichen Fall einer Evakuation das Handgepäck zurückgelassen werden muss», sagt Müller. «Gegenstände können ersetzt werden, Menschenleben nicht.»
Bauliche Massnahmen wie eine Zentralverriegelung erachte man aber nicht als praktikabel.