Kampf gegen Aids droht laut Experten zu scheitern
AMSTERDAM. Jahrelang sanken die Zahlen, doch Aids ist wieder auf dem Vormarsch. Aktivisten sind alarmiert.
Experten haben vor der gestern gestarteten internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam vor einer dramatischen weltweiten Ausweitung der Immunschwächekrankheit gewarnt. Eine alarmierende Zunahme der Zahl von Neuinfektionen in besonders betroffenen Ländern könnte zu einer «Krise historischen Ausmasses» führen, sagte der US-AidsExperte und Diplomat Mark Dybul am Sonntag.
15 000 Experten und Aktivisten beraten bei dem fünf- tägigen Treffen über Strategien im Kampf gegen Aids. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen zehn Jahren rückläufig gewesen war, stieg sie in einigen Welt- gegenden nach Aktivistenangaben zuletzt wieder stark an. Zugleich nahmen öffentliche Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung für den Kampf gegen die Krankheit, die weltweit bisher 35 Millionen Menschen getötet hat, ab.
Experte Dybul forderte mehr Geld für die Aids-Bekämpfung. Die Welt sei «vermutlich so gefährdet wie nie zuvor, die Kontrolle über die Epidemie» zu verlieren, sagte er. Laut Michel Sidibe, dem Direktor des Anti-Aids-Programms der UNO (Unaids), fehlen sieben Milliarden Euro an Hilfsgeldern. Das Erreichen der Etappenziele bis zum Jahr 2020 – dann sollen weltweit 30 Millionen HIV-Infizierte in Behandlung sein – ist demnach gefährdet. An der Konferenz werden auch Prominente wie Prinz Harry, Sänger Elton John und Hollywoodstar Charlize Theron erwartet.