In der Stadt Hajin verschanzen sich mehrere 1000 IS-Kämpfer
QAMISHLI. Die Terrormiliz IS ist in Syrien militärisch fast geschlagen. Im Osten hält sie sich hartnäckig in der Wüste.
Die Terroristen des «Islamischen Staates» (IS) verschanzen sich östlich des Euphrats in einem Dreieck zwischen Palmyra, Deir Ez-Zor und der Region um Al Qa’im an der syrisch-irakischen Grenze. In der Operation al-Jazeera Storm will das Militärbündnis der Syrian Democratic Forces (SDF) ihnen den Todesstoss versetzen.
Allerdings profitiert der IS von mehreren Faktoren: Wegen der umstrittenen türkischen Offensive auf Afrin zogen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG, die der SDF angehören, einen Teil ihrer Streitkräfte ab. In dieser Zeit vermochte der IS seine Schläferzellen in dem Gebiet auszubauen. Anschläge mehren sich seither massiv.
«Die Moral des IS ist deswegen wieder erstarkt», sagt YPGSprecher Nuri Mehmud. Zudem macht das riesige Wüstengebiet eine lückenlose Kontrolle unmöglich. Immer wieder verminen der IS und ihm freundlich gesinnte Dorfbewohner wichtige Verbindungsstrassen oder legen perfide Sprengfallen in Taschenlampen, Nahrungskonserven, Fenster oder Türen. Das fordert zahlreiche Opfer und verlangsamt das Vorrücken der SDF-Kräfte, die ihre Operation im Mai wieder auf- nahmen. «Seither haben wir rund 50 Dörfer auf 3000 Quadratkilometern befreit», so die Sprecherin der Operation al-Jazeera Storm, Lilwa Abdullah. Am 20. Juli wurde die Al-Hasakan-Region eingenommen. Im Ort Dashisha, der vier Jahre lang unter IS-Herrschaft stand, verkleideten sich einige zur Flucht entschlossene ISKämpfer als Zivilisten. Andere schossen sich in die Füsse, um sich den herannahenden SDFTruppen zu ergeben. Wo der IS einst mit modernsten Waffen kämpfte, zeigen die von der SDF ausgehobenen Depots jetzt ein anderes Bild: veraltete AK47, Karabiner und Schrotflinten. Und doch: «Die vermehrten Anschläge zeigen: In die Ecke gedrängt, ist der IS noch gefährlicher», sagen YPGKämpfer.
Die nächste grosse Herausforderung ist die Stadt Hajin im mittleren Euphrattal. Mehrere Tausend IS-Kämpfer verschanzen sich hier, darunter sollen viele Europäer sein.