Kann grausam sein
Unsere Autorin bestellt aus Prinzip keine Kleider im Internet. Wie unsere Umfrage zeigt, bevorzugen auch andere junge Schweizer Old- School- Shopping.
«Oh, das habe ich bei Zalando bestellt», ist ein Satz, den ich ständig höre. Aber warum sind alle so verrückt nach OnlineShopping? Ihr wisst doch nicht, ob dieses Leinenhemd euch besser passt als das andere aus Seide. Es ist doch wichtig, auch ein Gefühl für die Klamotten zu bekommen, die man tragen möchte. Ich kann nicht verstehen, wie man etwas kaufen kann, ohne es zuvor in der Hand gehalten zu haben.
Ausserdem bin ich ein ungeduldiger Mensch. Allein der Gedanke, Tage oder manchmal sogar Wochen auf meine Bestellung warten zu müssen, nur um am Ende meine Shopping-Träume metaphorisch wie eine wertvolle Glasvase auf dem Boden in tausend Teile zerspringen zu sehen, weil die Grösse natürlich nicht passt, macht mich wahn- sinnig.
Um herauszufinden, woher die Internet-Kaufsucht kommt, ging ich auf die Strasse. «Das Angebot ist online grösser. Ich mag skandinavische Marken, und die findet man hier nirgends», sagt der 20-jährige Philipp. «Ausserdem sind mir die Verkäufer manchmal zu aufdringlich.» Fair enough.
Trotzdem finde ich auch Gleichgesinnte: «Ich vergesse ständig die Rechnungen», findet Laura. Deshalb kaufe sie fast nur noch offline ein. «Mir ist es lieber, wenn ich die Kleider anschauen und berühren kann.» Spätestens seit meinem letzten Versuch – als meine Bestellung nicht nur in der falschen Grösse, sondern auch in der falschen Farbe ankam, weiss ich: Online-Shopping kann grausam sein.