Schweizer «Tatort» ohne Cut: Das Experiment ist geglückt
LUZERN. Der neuste «Tatort» war ein Wagnis – gedreht in nur einer einzigen Einstellung. Geht das auf? Unsere Bilanz.
«Die Musik stirbt zuletzt» ist der zweitletzte «Tatort» aus Luzern, 2019 zieht der Kultkrimi nach Zürich. Die neuste Folge machte Eindruck: Regisseur Dani Levy hat den Krimi als One-Take, ganz ohne Schnitt und mit nur einer Kamera, gedreht. Vier Erkenntnisse.
Die Story wird zur Nebensache: Welche düsteren Geheimnisse birgt die Vergangenheit des schwerreichen Geschäftsmanns Walter Loving (Hans Hollmann)? Auch verkorkste Liebesgeschichten und eine problematische VaterSohn-Beziehung nähren den «Tatort». Doch leider bleibt der Krimi oft an der Oberfläche und lässt den Zuschauer am Schluss etwas ratlos zurück. Die Handlung wird wegen der Erzählform zur Nebensache. Die Nebendarsteller sind stark: Besonders Andri Schenardi in der Rolle des missratenen Sohns Franky Loving brilliert. Ebenfalls stark: Uygar Tamer als eiskalte Geliebte und Strippenzieherin.
Der OneTake funktioniert. Die Folge kommt dank dieses Stilmittels aus einem Guss daher, hat viel Drive und zieht die Zuschauer, gerade weil keine Schnitte den Speed bremsen, unaufhaltsam durch die Handlung.
Fazit: Der Krimi ist schnell, überzeugt mit starken Bildern und das Experiment des One- Shots funktioniert, wenngleich dadurch manchmal etwas Tiefe in der Handlung verloren geht. «Die Musik stirbt zuletzt» ist mehr Kunst- und Theaterstück denn Krimi.