20 Minuten - Luzern

Schweizer «Tatort» ohne Cut: Das Experiment ist geglückt

LUZERN. Der neuste «Tatort» war ein Wagnis – gedreht in nur einer einzigen Einstellun­g. Geht das auf? Unsere Bilanz.

- LUCIEN ESSEIVA

«Die Musik stirbt zuletzt» ist der zweitletzt­e «Tatort» aus Luzern, 2019 zieht der Kultkrimi nach Zürich. Die neuste Folge machte Eindruck: Regisseur Dani Levy hat den Krimi als One-Take, ganz ohne Schnitt und mit nur einer Kamera, gedreht. Vier Erkenntnis­se.

Die Story wird zur Nebensache: Welche düsteren Geheimniss­e birgt die Vergangenh­eit des schwerreic­hen Geschäftsm­anns Walter Loving (Hans Hollmann)? Auch verkorkste Liebesgesc­hichten und eine problemati­sche VaterSohn-Beziehung nähren den «Tatort». Doch leider bleibt der Krimi oft an der Oberfläche und lässt den Zuschauer am Schluss etwas ratlos zurück. Die Handlung wird wegen der Erzählform zur Nebensache. Die Nebendarst­eller sind stark: Besonders Andri Schenardi in der Rolle des missratene­n Sohns Franky Loving brilliert. Ebenfalls stark: Uygar Tamer als eiskalte Geliebte und Strippenzi­eherin.

Der OneTake funktionie­rt. Die Folge kommt dank dieses Stilmittel­s aus einem Guss daher, hat viel Drive und zieht die Zuschauer, gerade weil keine Schnitte den Speed bremsen, unaufhalts­am durch die Handlung.

Fazit: Der Krimi ist schnell, überzeugt mit starken Bildern und das Experiment des One- Shots funktionie­rt, wenngleich dadurch manchmal etwas Tiefe in der Handlung verloren geht. «Die Musik stirbt zuletzt» ist mehr Kunst- und Theaterstü­ck denn Krimi.

 ?? SRF ?? Die Kommissare Flückiger (l., Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Mayer) in ihrem bisher speziellst­en Fall.
SRF Die Kommissare Flückiger (l., Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Mayer) in ihrem bisher speziellst­en Fall.

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