Zweifel an Maduros Anschlag-Theorie
CARACAS. Nach dem mutmasslichen Anschlag auf Venezuelas Staatschef hat dieser schnell Schuldige zur Hand. Nun bekannten sich andere.
«Heute haben sie versucht, mich umzubringen», so Nicolás Maduro in einer Ansprache im venezolanischen StaatsTV. Drei Stunden zuvor waren an einer Militärparade in Caracas nach Regierungsangaben mit Sprengstoff beladene Drohnen explodiert. Sieben Mitglieder der Nationalgarde wurden demnach verletzt. Der Staatschef und seine Frau blieben unversehrt. Er habe «keinen Zweifel», dass der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hinter dem Attentatsversuch stecke, so Maduro. Die «Geldgeber» sässen in den USA, «in Florida». Er hoffe, dass USPräsident Donald Trump den «Kampf gegen diese Terrorgruppen» aufnehme. «Einige der Attentäter» seien festgenommen und geständig, hiess es später.
Regierungskritische Medien stellten die offizielle Version infrage. Sie interviewten Feuerwehrleute, denen zufolge keine Drohnen mit Sprengstoff, sondern ein Gastank in der Nähe explodiert sei.
Kolumbien und die USA wiesen Maduros Anschuldigungen zurück. Derweil bekannte sich im Internet die Gruppe Soldados de Franelas – «Flanellsoldaten» – zu dem mutmasslichen Anschlag. Sie könne keine Regierung unterstützen, die «die Verfassung vergessen und aus dem Staatsdienst einen obszönen Weg zur Selbstbereicherung gemacht hat». Vielmehr wolle man wieder zu «Frieden, Demokratie und sauberen Wahlen zurückkommen». Maduro beschuldigt oft die rechtsgerichtete Opposition oder die USA, einen Staatsstreich gegen ihn zu planen. Die wirtschaftliche Misere seines Landes ist nach seiner Darstellung Folge eines «Wirtschaftskriegs» des Auslands gegen Venezuela.