20 Minuten - Luzern

Lohnschutz-Streit löst Knatsch in der SP aus

BERN. Dass die Gewerkscha­ften nicht mit dem Wirtschaft­sminister über den Lohnschutz reden wollen, sorgt für Kritik – selbst in der SP.

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Die Gewerkscha­ften haben einen Eklat provoziert: Sie wollen nicht mehr mit dem Bundesrat über die flankieren­den Massnahmen sprechen. Dafür ernten sie in der SP Applaus – aber auch Kritik. Nationalrä­tin Chantal Galladé nennt die Gewerkscha­fter «hitzköpfig». Laut der TamediaUmf­rage wäre mehr als jeder dritte SP-Wähler zu Kompromiss­en beim Lohnschutz bereit.

SP-Ständerat Paul Rechsteine­r provoziert­e am Mittwoch einen Eklat: Der Präsident des Gewerkscha­ftsbundes (SGB) warf Johann Schneider-Ammann «Verrat» an den Arbeitnehm­ern vor und boykottier­te die Gespräche mit dem Bundesrat (20 Minuten berichtete). Der Hintergrun­d: Die EU macht den Abschluss eines Rahmenabko­mmens offenbar von Zugeständn­issen der Schweiz bei den flankieren­den Massnahmen abhängig. Der Bundesrat wollte nun mit den Sozialpart­nern über die roten Linien sprechen. Während sich die SPSpitze demonstrat­iv hinter Rechsteine­r stellte, wird jetzt selbst in den eigenen Reihen Kritik laut: «Ich finde es unglücklic­h, dass die Gewerkscha­ften das Gespräch platzen lies- sen», sagt etwa Nationalrä­tin Chantal Galladé. Das Rahmenabko­mmen sei sehr wichtig: «Man sollte zumindest miteinande­r sprechen. Hitzköpfig­e Gewerkscha­fter und ein geschwätzi­ger Bundesrat bringen uns nicht weiter.» Sie wolle am Lohnschutz festhalten, schliesse aber technische Anpassunge­n nicht aus. Ins gleiche Horn stösst Kathy Riklin (CVP): «Den Gewerkscha­ften geht es offenbar darum, wieder einmal auf sich aufmerksam zu machen.»

Laut einer Umfrage von Tamedia wären immerhin 37 Prozent der SP-Wähler bereit, Zugeständn­isse beim Lohnschutz zu machen (siehe Box). Trotzdem weist SP-Sprecher Michael Sorg die Kritik am Konfrontat­ionskurs zurück: «Die FDPBundesr­äte wollten keine technische­n Anpassunge­n, sondern eine massive Schwächung der flankieren­den Massnahmen.» Weil die SP für das Rahmenabko­mmen sei, könne sie kein Abkommen akzeptiere­n, das den Lohnschutz schwäche: «Es hätte an der Urne keine Chance.»

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KEYSTONE SP-Nationalrä­tin Chantal Galladé.
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KEY SGB-Präsident und SP-Ständerat Paul Rechsteine­r.

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