12-jähriger Anish soll ausgeschafft werden
ZÜRICH. Anish Puvirathan und seine Familie sollen zurück nach Sri Lanka. Dort droht dem Vater laut Anwalt die Verfolgung.
«Sie sind meine letzte Hoffnung», schreibt der zwölfjährige Anish Puvirathan aus Aesch ZH an 20 Minuten. Anfang Juni informierte das Staatssekretariat für Migration (SEM) seine Familie, dass sie die Schweiz verlassen muss. «Ich habe Angst, dass wir auseinandergerissen werden», sagt Anish. «Weil mein Vater ein Tamil Tiger war, könnte er im Gefängnis landen. Ob er da lebend rauskommt, weiss ich nicht.»
Anish war sechs Jahre alt, als er in die Schweiz kam. «Hier gehe ich zur Schule und habe viele Freunde.» Seinen Brüdern Jonas (4) und Lukas (fast 1) gehe es auch so: «In Sri Lanka kennen wir niemanden, wir haben dort kein Zuhause.»
In einem Brief ans Staatssekretariat für Migration setzen sich die Lehrer von Anish für ihn ein: «Wir sind geschockt, dass die Familie ausreisen muss.» Anish sei gut integriert und pflichtbewusst. Er habe Traumata erlitten und erhalte professionelle Unterstützung.
Anishs Anwalt Gabriel Püntener konkretisiert: «Anish musste im März 2013 mit ansehen, wie seine Mutter in seinem Schlafzimmer von einer Männergruppe sexuell missbraucht wurde.» Sein Vater, hinter dem die Männer her gewesen seien, habe fliehen können und sei dann mit der Familie in die Schweiz geflogen und habe sofort Asyl beantragt. Der Antrag wird im Oktober 2015 abgelehnt. Verzweifelt wendeten sich die Eltern von Anish an Asylanwalt Püntener. Er sagt: «Die Ablehnung war ein krasser Fehlentscheid.» Es sei belegt, dass sich der Vater bei den Tamil Tigers zum Kämpfer habe ausbilden lassen.
Püntener reichte Beschwerde ein – erfolglos. Wie das SEM glaubte auch das Bundesverwaltungsgericht Anishs Vater nicht, dass er verfolgt wurde. Anish und seine Brüder seien noch in einem anpassungsfähigen Alter, sie seien nicht so stark in der Schweiz verwurzelt, dass eine Ausschaffung unzumutbar sei.
Nun wartet die Familie in einer Zürcher Asylunterkunft auf die Ausschaffung, Püntener gibt aber nicht auf (Artikel unten).