20 Minuten - Luzern

12-jähriger Anish soll ausgeschaf­ft werden

ZÜRICH. Anish Puvirathan und seine Familie sollen zurück nach Sri Lanka. Dort droht dem Vater laut Anwalt die Verfolgung.

- NIKOLAI THELITZ/QENDRESA LLUGIQI

«Sie sind meine letzte Hoffnung», schreibt der zwölfjähri­ge Anish Puvirathan aus Aesch ZH an 20 Minuten. Anfang Juni informiert­e das Staatssekr­etariat für Migration (SEM) seine Familie, dass sie die Schweiz verlassen muss. «Ich habe Angst, dass wir auseinande­rgerissen werden», sagt Anish. «Weil mein Vater ein Tamil Tiger war, könnte er im Gefängnis landen. Ob er da lebend rauskommt, weiss ich nicht.»

Anish war sechs Jahre alt, als er in die Schweiz kam. «Hier gehe ich zur Schule und habe viele Freunde.» Seinen Brüdern Jonas (4) und Lukas (fast 1) gehe es auch so: «In Sri Lanka kennen wir niemanden, wir haben dort kein Zuhause.»

In einem Brief ans Staatssekr­etariat für Migration setzen sich die Lehrer von Anish für ihn ein: «Wir sind geschockt, dass die Familie ausreisen muss.» Anish sei gut integriert und pflichtbew­usst. Er habe Traumata erlitten und erhalte profession­elle Unterstütz­ung.

Anishs Anwalt Gabriel Püntener konkretisi­ert: «Anish musste im März 2013 mit ansehen, wie seine Mutter in seinem Schlafzimm­er von einer Männergrup­pe sexuell missbrauch­t wurde.» Sein Vater, hinter dem die Männer her gewesen seien, habe fliehen können und sei dann mit der Familie in die Schweiz geflogen und habe sofort Asyl beantragt. Der Antrag wird im Oktober 2015 abgelehnt. Verzweifel­t wendeten sich die Eltern von Anish an Asylanwalt Püntener. Er sagt: «Die Ablehnung war ein krasser Fehlentsch­eid.» Es sei belegt, dass sich der Vater bei den Tamil Tigers zum Kämpfer habe ausbilden lassen.

Püntener reichte Beschwerde ein – erfolglos. Wie das SEM glaubte auch das Bundesverw­altungsger­icht Anishs Vater nicht, dass er verfolgt wurde. Anish und seine Brüder seien noch in einem anpassungs­fähigen Alter, sie seien nicht so stark in der Schweiz verwurzelt, dass eine Ausschaffu­ng unzumutbar sei.

Nun wartet die Familie in einer Zürcher Asylunterk­unft auf die Ausschaffu­ng, Püntener gibt aber nicht auf (Artikel unten).

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Anish Puvirathan (2. v. l.) und seine Familie sollen zurück nach Sri Lanka.

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