Gehören Kinder an die Street Parade?
ZÜRICH. Jedes Jahr feiern Eltern mit Kleinkindern an der Street Parade – das ist nicht empfehlenswert.
Über eine Million Raver feierten bei bestem Wetter an der 27. Street Parade. Darunter auch viele Eltern mit ihren Kleinkindern. Das würden sie immer wieder sehen, sagt Street-Parade-Sprecher Stefan Epli. Für Urs Eberle von Schutz & Rettung ist das «unverantwortlich». Die grösste Party der Schweiz blieb weitgehend friedlich, erst in der Nacht kam es zu Streitereien mit mehreren Verletzten. Zudem wurden 70 zumeist jüngere Männer verhaftet.
Die Bässe wummerten am Samstag beim Bürkliplatz. Mittendrin sichtete ein LeserReporter ein etwa vierjähriges Mädchen, das sich trotz Kopfhörer die Ohren zuhielt und weinte. «Mir tat das Mädchen leid», sagt er. Schockiert habe ihn auch ein Vater: «Er stand direkt an der Umzugsroute und trug sein Baby im Tragetuch.»
Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, bestätigt Street-Parade-Sprecher Stefan Epli: «Wir sehen jedes Jahr Erwachsene, die ihre Kinder mitnehmen.» Trotzdem möchte er das nicht verbieten. Er mahnt aber: «Ohne Ohrenschutz und mitten im Getümmel ist das verantwortungslos.» Urs Eberle, Sprecher von Schutz & Rettung, findet gar, dass Kleinkinder nichts an solchen Massenveranstaltungen zu suchen haben. «Die laute Musik kann das Gehör schädigen und in der Menschenmenge kann man nicht alles kontrollieren.» Zudem leiden vor allem kleine Kinder, wenn sie in den Pulk geraten: «Im Gegensatz zu Er- wachsenen können sie sich nicht wehren.» Er habe sogar schon Kinderwagen in der Menge gesehen: «Aus meiner Sicht ist das unverantwortlich.» Laut Eberle sollte man ein Kind frühestens ab dem Schulalter mitnehmen.
Keine Parade für unter Dreijährige empfiehlt der Psychologe Allan Guggenbühl: «Vorher können sie das Erlebte noch nicht richtig verarbeiten und haben nichts davon.» Grössere Kinder könnten von der Erfahrung profitieren: «Wichtig ist, dass die Eltern mit ihnen über das Erlebte sprechen.»