Soll behandelt werden
ZÜRICH. Game- Sucht ist mittlerweile offiziell als Krankheit anerkannt. Sinnvoll, findet ein Experte, der mit Betroffenen arbeitet.
Die WHO nahm Anfang Juni «Gaming Disorder» in ihren Katalog der offiziell anerkannten psychischen Krankheiten auf. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Gamer eine krankhafte Abhängigkeit entwickelt, sei die Einstufung als Erkrankung gerechtfertigt, findet Renanto Poespodihardjo, der an der Universitären Psychiatrischen Klinik Basel Verhaltenssüchtige behandelt. «Es hat sich gezeigt, dass sich durch exzessives Gamen die Strukturen von bestimmten Bereichen des Gehirns verändern», sagt er. «Es gibt Menschen, die sich monatelang zurückziehen und nicht mehr wissen, ob es Tag oder Nacht ist.»
Wenn die Betroffenen dann plötzlich den Wunsch nach einem strukturierten Leben hegen, sei dies kaum mehr möglich. Betroffene, die bei Poespodihardjo Hilfe suchen, sind meist zwischen 19 und 25 Jahre alt. Mit den Patienten wird zuerst ermittelt, um was für eine Game-Sucht es sich handelt. Wie die Erkrankung behandelt wird – ob mit einem klassischen oder längeren Entzug –, hängt davon ab, um welche Art Videospiel es sich handelt. «Wenn jemand stark in ein Team eingebunden ist, braucht das einen Abschiedsprozess – da wäre es kontraproduktiv, von einem Tag auf den andern auszusteigen.»
Die offizielle Anerkennung durch die WHO könne Betroffene ermutigen, sich in Behandlung zu begeben, sagt Poespodihardjo. Und: «Wenn wir diesen Personen keine gute Behandlung anbieten, wird die Erkrankung im Laufe ihres Lebens zu horrenden Kosten führen.»