20 Minuten - Luzern

Soll behandelt werden

ZÜRICH. Game- Sucht ist mittlerwei­le offiziell als Krankheit anerkannt. Sinnvoll, findet ein Experte, der mit Betroffene­n arbeitet.

- NEIL WERNDLI

Die WHO nahm Anfang Juni «Gaming Disorder» in ihren Katalog der offiziell anerkannte­n psychische­n Krankheite­n auf. Auch wenn nur ein kleiner Teil der Gamer eine krankhafte Abhängigke­it entwickelt, sei die Einstufung als Erkrankung gerechtfer­tigt, findet Renanto Poespodiha­rdjo, der an der Universitä­ren Psychiatri­schen Klinik Basel Verhaltens­süchtige behandelt. «Es hat sich gezeigt, dass sich durch exzessives Gamen die Strukturen von bestimmten Bereichen des Gehirns verändern», sagt er. «Es gibt Menschen, die sich monatelang zurückzieh­en und nicht mehr wissen, ob es Tag oder Nacht ist.»

Wenn die Betroffene­n dann plötzlich den Wunsch nach einem strukturie­rten Leben hegen, sei dies kaum mehr möglich. Betroffene, die bei Poespodiha­rdjo Hilfe suchen, sind meist zwischen 19 und 25 Jahre alt. Mit den Patienten wird zuerst ermittelt, um was für eine Game-Sucht es sich handelt. Wie die Erkrankung behandelt wird – ob mit einem klassische­n oder längeren Entzug –, hängt davon ab, um welche Art Videospiel es sich handelt. «Wenn jemand stark in ein Team eingebunde­n ist, braucht das einen Abschiedsp­rozess – da wäre es kontraprod­uktiv, von einem Tag auf den andern auszusteig­en.»

Die offizielle Anerkennun­g durch die WHO könne Betroffene ermutigen, sich in Behandlung zu begeben, sagt Poespodiha­rdjo. Und: «Wenn wir diesen Personen keine gute Behandlung anbieten, wird die Erkrankung im Laufe ihres Lebens zu horrenden Kosten führen.»

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