Christen predigen gegen Homosexualität
ZÜRICH. Fundamentalistische Christen, die kürzlich in Valencia eine Massenpanik auslösten, sind nun auch in der Schweiz unterwegs.
«Wenn du heute Abend sterben würdest, wo würdest du landen?», fragt ein Mann Passanten in Zürich. Dazu übergibt er ihnen Flyer, die den Alkoholkonsum und die Homosexualität anprangern oder gegen Rockmusik und Harry Potter wettern. Der Mann gehört zum deutschen Missionsverbund «Werde Licht». Letzte Woche hatten Männer derselben Gruppe in einem UBahnWagen in Valencia Panik ausgelöst, weil sie mit Terroristen verwechselt wurden. Sie schrien, dass der Wagen voller «Sünde, Alkohol, Drogen und Hurerei» sei und die Passagiere als Sünder sterben und «in der Hölle brennen» würden.
Laut Sektenexperte Georg Schmid lässt sich die Gruppe am radikalen, fundamentalistischen Rand der FreikirchenSzene verorten. «Was die Männer tun, ist Schockpropaganda», sagt er. «Werde Licht» agie re auf eine Art, wie es Freikirchen normalerweise nicht tun würden.
Das Verteilen von religiösen Schriften durch Einzelpersonen ohne Infrastruktur ist in der Schweiz ohne Bewilligung erlaubt. Laut Rechtsprofessor Markus Schefer gibt es dafür klare Gründe: «Es ist die Grundidee der Meinungsfreiheit, dass man sich mit jeder Meinung konfrontieren lassen muss, egal, wie falsch man diese findet.» Gegen die Äusserung einer Person könne erst dann etwas unternommen werden, wenn dem Angesprochenen konkrete Nachteile angedroht würden, wie die Verletzung seiner körperlichen Integrität.