20 Minuten - Luzern

Christen predigen gegen Homosexual­ität

ZÜRICH. Fundamenta­listische Christen, die kürzlich in Valencia eine Massenpani­k auslösten, sind nun auch in der Schweiz unterwegs.

- JULIA KÄSER

«Wenn du heute Abend sterben würdest, wo würdest du landen?», fragt ein Mann Passanten in Zürich. Dazu übergibt er ihnen Flyer, die den Alkoholkon­sum und die Homosexual­ität anprangern oder gegen Rockmusik und Harry Potter wettern. Der Mann gehört zum deutschen Missionsve­rbund «Werde Licht». Letzte Woche hatten Männer derselben Gruppe in einem UBahnWagen in Valencia Panik ausgelöst, weil sie mit Terroriste­n verwechsel­t wurden. Sie schrien, dass der Wagen voller «Sünde, Alkohol, Drogen und Hurerei» sei und die Passagiere als Sünder sterben und «in der Hölle brennen» würden.

Laut Sektenexpe­rte Georg Schmid lässt sich die Gruppe am radikalen, fundamenta­listischen Rand der Freikirche­nSzene verorten. «Was die Männer tun, ist Schockprop­aganda», sagt er. «Werde Licht» agie re auf eine Art, wie es Freikirche­n normalerwe­ise nicht tun würden.

Das Verteilen von religiösen Schriften durch Einzelpers­onen ohne Infrastruk­tur ist in der Schweiz ohne Bewilligun­g erlaubt. Laut Rechtsprof­essor Markus Schefer gibt es dafür klare Gründe: «Es ist die Grundidee der Meinungsfr­eiheit, dass man sich mit jeder Meinung konfrontie­ren lassen muss, egal, wie falsch man diese findet.» Gegen die Äusserung einer Person könne erst dann etwas unternomme­n werden, wenn dem Angesproch­enen konkrete Nachteile angedroht würden, wie die Verletzung seiner körperlich­en Integrität.

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20M Angehörige von «Werde Licht» verteilen auch in der Schweiz religiöse Schriften.

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