Junge Schweizer lassen sich in der Türkei Haare einsetzen
ISTANBUL. Junge Männer lassen sich in der Türkei günstig Haare transplantieren. Das auch aus Angst, unattraktiv zu sein.
Schon mit 20 hatte der heute 24-jährige B. T.* nur noch wenige Haare auf dem Kopf und litt dadurch an mangelndem Selbstbewusstsein. «Haare zu haben, ist attraktiv», sagt er. «Ich trug nur noch Mützen. Auch im Gym. In die Badi zu gehen, war für mich ein No-go.» Als die psychische Belastung zu gross wurde, entschied sich T. für eine Haartransplantation in der Türkei. Den Arzt kannte er von Freunden aus Deutschland. Eine Website hatte der Privatarzt in Istanbul nicht vorzuweisen, sechs Monate später gibt es die Klinik nicht mehr. «Wir hatten nur Kontakt über Whatsapp, als er uns vom Flughafen in Istanbul abholen sollte.» Er sei das Risiko eingegangen. «Denn schlimmer konnte es eh nicht mehr kommen.»
In der Schweiz koste eine durchschnittliche Behandlung bis zu 15000 Franken, sagt Gökhan Dogan, Manager der Hairline Clinic in Ankara und Istanbul. Das sei sechs- bis achtmal mehr als in der Türkei: «60 Prozent unserer Patienten kommen aus der Schweiz, aus Deutschland oder aus Österreich.» Es seien junge Männer zwischen 20 und 25 Jahren, die sich aus Kostengründen in der Türkei operieren liessen. «Der türkische HaartransplantationsMarkt boomt deshalb seit über sechs Jahren.» Dr. Lars Heitmann von der Zürcher Hair Clinic warnt aber vor Behandlungen im Ausland: «In der Türkei ist die Ärzteaufsicht schlecht, und die staatlichen Kontrollen sind mager.»
Es gibt zwei Transplantationsmethoden: Bei der FUT-Technik wird ein ganzer Haarstreifen am Hinterkopf entnommen und in kleine Transplantate zerlegt, die ein bis vier Haarwurzeln enthalten. Bei der FUE-Methode dagegen werden nur kleine Hautstanzen entnommen, die etwa zwei Haarwurzeln enthalten. Diese werden an der kahlen Stelle implantiert. Ein Eingriff kann bis zu zwölf Stunden dauern.
*Name der Redaktion bekannt