Soll der Staat bezahlbare Medikamente herstellen?
ZÜRICH. Eine Therapie für 150 000 Franken befeuert die Preisdebatte. Eine Idee: Die Medikamente im Service public herstellen.
Die USFirma Vertex lobbyiert in der Schweiz dafür, dass ihre 150000 Franken teure Therapie für die Stoffwechselkrankheit zystische Fibrose von der Krankenkasse bezahlt wird, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Solche Preise für ein Medikament sind kein Einzelfall (siehe Box). Um diese «Abzocke der Multis» zu stoppen, schlägt SPNationalrat Cédric Wermuth vor: «Lebenswichtige Medikamente könnten wir auch als Service public entwickeln und herstellen.» Dabei stützt er sich auf ein Modell der linken Denkfabrik Denknetz. Die öffentlich finanzierte Forschung würde Medikamente entwickeln und Produktionsaufträge an einen ServicepublicHersteller erteilen. Ziel wäre es, die Konzerne im Bereich der lebenswichtigen Medikamente zu konkurrenzieren und günstiger anzubieten
Vom ServicepublicAnsatz hält Sara Käch vom Verband Interpharma nichts: «Staatlich verordnete und geplante Forschung hat bisher in keinem System funktioniert.» Damit man weiterhin investieren könne, brauche es wirtschaftliche Offenheit und starken Patentschutz. Da die Schweiz als Land ohne Rohstoffe auf Forschung angewiesen sei, warnt Käch: «Wer sämtliche Anreize für Investitionen torpediert, sägt am Ast, auf dem wir alle sitzen.» Zudem machten Medikamente seit Jahren nur 12,9 Prozent der Gesundheitskosten aus.